Über Aktivisten
Man lernt ja nie aus, und am vergangenen Samstag hab ich wieder was gelernt, es war bei der Listenaufstellung der Straubinger Linken. Einen Beruf hab ich kennengelernt, der mir noch unbekannt war: „Beruf“, hat ein Listenkandidat bei seiner Vorstellung gesagt: „teils Vater, teils Aktivist.“ Ich war erstaunt. Aktivist? Als Beruf? Ja, gibt’ denn das wirklich? Und ist man da Freiberufler? Oder im Angestelltenverhältnis, etwa bei einer NGO? Ich hab recherchiert, und was soll ich sagen: Den Beruf gibt es wirklich.
Jüngste Liste aller Zeiten
Das kann man wohl einen parteipolitischen Aufschwung nennen: Am Samstagnachmittag hat die Straubinger Linke ihre Stadtratsliste beschlossen, und die ist in mehrerer Beziehung bemerkenswert. Vor fünf Jahren hat die Linke mit Müh und Not 15 Kandidaten zusammengebracht, jetzt sind es 40 plus zwei Ersatzkandidaten: Volle Punktzahl. Und dann das Durchschnittsalter: das dürfte knapp unter 30 liegen, und damit wäre die Linke-Liste die jüngste Liste, die je in dieser Stadt präsentiert worden ist.
Ampelmantschgerl: Chapeau!
Bitte erschrecken Sie nicht, aber schon im folgenden Satz wird die Stadtverwaltung gelobt, was auf dieser Seite ja nun wirklich nicht allzu häufig passiert. Aber wat mutt, dat mutt, wie man im plattdeutschen Emden gern sagt, wo auch Otto Waalkes Dienst tut als Ampelmantschgerl; nicht zuletzt deshalb sage ich mit nur ein oder zwei Sätzen Verspätung: Das von einem Mitglied der Stadtverwaltung entworfene Bruder Straubinger-Ampelmantschgerl finde ich sehr gelungen. Und es gibt noch mehr Lob!
Fleckerlteppich
Es gilt, den Fleckerlteppich zu retten, in den Orkus des Vergessens droht er zu stürzen, und Straubings CSU schubst ihn auch noch: Ausgerechnet die CSU, Lordsiegelbewahrerin bayerischer Eigenart, Hüterin des Föderalismus, Beschützerin Bayerns in Tat, Schrift und Wort, kennt den Fleckerlteppich nicht mehr. Nur noch den „Flickenteppich“ kennt sie, der irgendwie nach Flickwerk klingt, nicht jedoch nach dem schönen Fleckerl Erde, das Bayern doch sein soll.
Unerwartetes Höhenproblem
Manchmal kann sich viel tun, auch in der kurzen Zeit zwischen den Sitzungen von Hauptausschuss und Stadtrat. „Fakt ist“, sagt OB Markus Pannermayr im Stadtrat, „wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir uns sagen trauen, das ist tatsächlich die Lösung.“ Wer eine Woche zuvor im Hauptausschuss war, war da überrascht: Dort hatte sich das doch sehr viel entschiedener angehört. Es geht um die Josefs-Schule, und ganz genau: Um Josef II.
Beinah historisch
Gut, „historische Entscheidung“ wäre vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen, obwohl, vielleicht ja doch nicht: Zum ersten Mal nämlich hat die Stadt auf die Hilfsbitten von Innenstadt-Straubingern gegen Raser und Poser reagiert. Mit großer Mehrheit hat der Ordnungsausschuss gestern Abend beschlossen, Bremsschwellen zumindest auszuprobieren, und zwar in der Fraunhofer-Straße, im nächsten Frühling und für drei Monate.
Interview: Georg Dasch
Ressourcenschonendes Bauen ist sein Lebensthema. Vor knapp 30 Jahren hat er das erste Nullenergie-Haus in Deutschland entwickelt, das erste Plusenergie-Bürogebäude kommt auch von ihm, und eines ist sicher: Mainstream ist der Mann nicht. Von 2014 bis 2020 war er für die ÖDP im Stadtrat. Jetzt kandidiert er wieder: Grüne Liste, Platz 15, kein sicherer Platz: Georg Dasch, 64, Architekt und Baupionier.
Da schau her: Grüne mit Dasch!
Am Dienstagabend haben die Grünen ihre Stadtratsliste aufgestellt, die zweiten nach der SPD, und wie schon zuvor sie SPD-Liste und in den kommenden Wochen die anderen, handelt es sich um „eine tolle Liste“, wie Gisela Zängl, Landeschefin der Bayerischen Grünen, unmittelbar nach der Aufstellung gesagt hat: 40 Namen, aus Platzgründen verweise ich zum Nachlesen aufs Tagblatt, aber ein Name sticht raus: Georg Dasch ist wieder da!
Markus Pannermayr, Teil 2
Die Plaza-Planung des Hochbauamts - Blech statt Glas, ständige Terminverschiebungen und fehlende Kommunikation gegenüber OB und Öffentlichkeit - steht auch für einen grundsätzlichen Vorwurf an einen Teil der Stadtverwaltung: Langsam, überlange Planungs- und Bauzeiten und „Geht-Nicht“-Kultur: Hinterfragenswert oder nur kleine Haare in der Stadtsuppe? Markus Pannermayr im Interview, Teil 2.
Markus Pannermayr: Das Interview, Teil 1
Markus Pannermayr hat sich Zeit genommen für dieses Gespräch. Er hat früh zugesagt und ein großes Zeitfenster gefunden, das ist nicht selbstverständlich. Es ist kein Fünf-Minuten-Interview, es ist ein Gespräch über mehr als eine Stunde. Lesen Sie hier den ersten Teil eines offenen Gesprächs aus gegensätzlichen Positionen heraus.
Vandalismus
Vor zwei Wochen genau, bei der Einweihung des Kunstrasenplatzes, habe ich Vasile Reut kennengelernt, den Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Gemeinde, sie ist in der Jesuitenkirche neben der Polizeiinspektion daheim. Es war kein langes Gespräch, aber es war ein freundliches, und wir haben Telefonnummern getauscht; vielleicht, haben wir gesagt, ergibt sich irgendwann was. „Irgendwann“ war sehr schnell.
Einstimmig nominiert
Die CSU schickt Markus Pannermayr mit einem Traumergebnis in den Wahlkampf: Einstimmig nominiert. Am Donnerstagabend hat es für den amtierenden OB erst 82 Stimmen von 82 gegeben und dann minutenlang Standing Ovations. Es war überhaupt ein gut durchgeplanter Abend in Sossau, mit wahren Lobliedern von ausgesuchten Parteimitgliedern. Pannermayr selbst zog in einer gut einstündigen Rede eine Erfolgsbilanz der vergangenen sechs Jahre und skizzierte seine Pläne zu den kommenden sechs.
Prozessoptimierung
Es war immer so schön mit ihm, so interessant. Man hat so viel erfahren, er war so klar, so einfach, so nützlich. Wenn man zum Beispiel für eine Geschichte hätte wissen wollen, wie viele Allgemeinärzte es in Straubing gibt, hätte man von erfahren, dass es 2023 nur noch 23 Allgemeinärzte waren, 2018 aber noch 31. Ich habe ihn immer gerne gemocht. Aber das ist vorbei. Seit diesem Jahr macht die Stadt keinen Statistischen Jahresbericht mehr.
Das jährliche Murmeltier
Mindestens einmal im Jahr muss eine Bürgerversammlung her, so will es der Artikel 18 der Bayerischen Gemeindeordnung. In Straubing war es am Mittwoch wieder so weit: Etwa 140 Straubinger sind in die Fraunhoferhalle gekommen, das ist sehr viel, und das Thema war die Entwicklung der Innenstadt. Bürger durften fragen und Vorschläge machen, und die Verwaltung war auch da. Falls Sie nicht wissen wollen, wie der Abend war, müssen Sie jetzt aufhören zu lesen.
A bissl narrisch, vielleicht
Manchmal kann man auch Spaß haben im Stadtrat, manchmal menschelt’s dort so. Zum Beispiel, wenn dort wer einen Spruch raushaut, dann wird’s gleich so bierernst und es wird nach der Mamma geschrien, weil man so schlimm gekränkt worden ist. Das hat durchaus Komik. Nach dieser kleinen Hinführung wissen Sie schon, dass ich einer bin, der dringend sich selbst hinterfragen sollte: Ist die Unterstellung „bierernst“ eigentlich schon eine Beleidigung? Nein? Da hab ich ja Glück gehabt.
Abgehängt: ICE-Resolution
Montagabend im Stadtrat: Du sitzt als Beobachter da und hörst, wie die Resolution verlesen wird, der der Stadtrat gleich einstimmig zustimmen wird: „Die Stadt Straubing“, ist der Schluss der Resolution, „fordert deshalb die Deutsche Bahn und die zuständigen Stellen des Bundes mit Nachdruck auf, umgehend für den Erhalt der beiden zur Streichung vorgesehenen ICE-Halte Sorge zu tragen sowie mittelfristig weitere Fernverkehrshalte in Straubing zu etablieren.“ Du hörst es mit einer gewissen Ratlosigkeit, und du denkst: Wer im Raum glaubt, dass das auch nur eine Winzigkeit ändert?
Kurz gefragt: Nail Demir
Kunstrasenplatz-Eröffnung, das halbe politische Straubing ist da, und auch Nail Demir. Vor Jahren hat er als SPD-Stadtrat den Antrag zum Platz in den Stadtrat eingebracht. Die Wahlniederlage der SPD 2020 hat auch ihn den Sitz im Stadtrat gekostet. Aber während ältere Ex-Stadträte wie Fritz Geisperger sechs Jahre später wieder auf der Liste stehen, fehlt der Name Nail Demir, obwohl Demir in verschiedenen Gremien nach wie vor aktiv ist, und darum: Kurz gefragt bei Nail Demir:
Endlich Kunstrasen!
Sonntagmittag am Peterswöhrd: Das ganze offizielle Straubing und die halbe Straubinger Sportwelt ist da, und nur die Sonne kommt erst eine Stunde später. Trotzdem strahlt von Anfang an alles: Denn pünktlich zur kalten Jahreszeit ist der neue Kunstrasenplatz startklar, und so Gott will, wird er jahrzehntelang halten, denn er ist gesegnet von katholischen, evangelischen, rumänisch-orthodoxen, jüdischen und islamischen Geistlichen. Ein neues Sportzeitalter in Straubing kann starten.
Die erste Liste: SPD
In Straubing war die SPD diesmal die Erste. Als erste Partei hat die SPD ihre Stadtratsliste aufgestellt, am Freitagabend im Gäubodenhof. Ich war dabei, weil mir die SPD eine Einladung geschickt hat, und was war nett, also bin ich hin. Es war recht harmonisch, was zu erwarten war, aber ein paar kleine Überraschungen hat es aber schon gegeben.
Dach: Abschluss
Gestern im Bauausschuss, Tagesordnungspunkt 11, Mitteilungen: Der OB teilt mit, dass Hochbauamtschef Marko Kreyßig einen Sachstandsbericht zum Plazadach geben wird, und wie gern genau der das tut, kann man nur vermuten. „Das Plazadach“, sagt der OB jedenfalls, „wird auch im Oktober Thema im Stadtrat sein. Aber schon heute gibt es einen Sachstandsbericht.“ Dann beginnt Kreyßig.
