ÖDP-Liste: Mit OB-Kandidatin!
Spitzentrio: OB-Kandidatin Katrin Dengler mit den Spitzenkandidaten Hans Jürgen Hahn und Raffaela Wild. Foto: Engel
Überraschung: Auch für die ÖDP tritt ein OB-Kandidat an. Bis zuletzt war völlig offen, ob die ÖDP überhaupt jemand aufstellt. Doch am Mittwochabend, gleich zu Beginn der Entscheidung zur Stadtratsliste, macht der scheidende Fraktionschef Karl Dengler klar: Es tritt jemand an, und es ist Katrin Dengler, 37, seine Tochter. Dazu weitere Überraschungen: Thomas Ammer, der frühere CSU-Chef von Alburg, kandidiert jetzt für die ÖDP/PU. Und es kommt noch ein spannender Name: Claudia Solleder.
„Ohne OB-Kandidaten sind wir in der Presse nicht so vertreten“, begründet Karl Dengler den Vorschlag, „und es war klar, dass wir eine Frau brauchen.“ Vor sechs Jahren hatte die ÖDP keinen OB-Kandidaten, damals war sie von vier auf drei Mandate zurückgefallen. Dieses vierte Mandat hätte sie gerne wieder zurück, und mit einer Liste, die durchaus Gesprächsthema bietet.
Es ist ungewöhnlich, dass ein OB-Kandidat nicht die Liste anführt, sondern nur auf Platz drei steht. „Die erfahrenen Stadträte Hans Jürgen Hahn und Raffaela Wild sollen nach vorne“, erklärt sie in einem Gespräch, „wir agieren als Team, und die beiden sollen auf jeden Fall Stadtrat bleiben.“ Spannend ist auch, dass Maria Stauber nach sechs Jahren Pause wieder antritt, und zwar auf Platz 40. „Das ist ein markanter Platz“, erklärt Karl Dengler in der Versammlung, „bei der CSU hat Max Naber von Platz 40 den Sprung geschafft.“
Ammer und Solleder und der Angriff auf Alburg
Ob das bei einer kleinen Partei wie der ÖDP auch möglich ist, wird sich zeigen, und wenn es hier jemand schafft, dann am ehesten die Frau, die drei Wahlperioden lang das Gesicht der Straubinger ÖDP war. „Du kannst dich nicht einfach zurücklehnen“, erklärt die Maria Stauber ihren Comeback-Versuch aus dem Ruhestand, „bevor ich daheim depressiv werd, geh ich raus und arbeite.“ Karl Dengler selbst zieht sich auf eine Nachrücker-Position zurück. Und dann sind da noch zwei andere fast spektakuläre Personalien:
Da ist Thomas Ammer, 62, bis vor wenigen Jahren in der CSU aktiv und bis vor vier Jahren Ortsvorsitzender der CSU Alburg. Jetzt kandidiert er auf Platz 13 bei der ÖDP/PU: „Ich war 35 Jahre in der CSU“, erklärt Ammer in der Versammlung, „aber irgendwann ist mir das ‚C‘ abgegangen.“ Wie das gemeint, werden wir in einem Interview morgen herauszufinden versuchen. Und da ist Claudia Solleder,Ärztin, vier Kinder, Platz 16: „Ich bin verheiratet, mit einem politisch sehr aktiven Mann“, stellt sie sich vor, und der Saal wirkt erheitert.
Und weil auch Claudia Solleder aus Alburg kommt, zeichnet sich ein harter Kampf um diese bisher so verlässliche Hochburg der CSU ab: Ammer ist im Kirchenvorstand und sehr bekannt, eine ÖDP-Solleder könnte die CSU ebenfalls Stimmen kosten, und eine ähnliche Situation gibt es in Alburg ja auch mit dem Namen Obermaier auf den Listen von CSU, Grünen und Linke.
Das ist ehrlich
Auf den vorderen Plätzen hat sich die Liste verjüngt. Auf Acht und Neun stehen mit Sara und Sofie Brunner zwei 18-jährige Zwillinge, auf 14 mit Judith Wild eine Studentin. Die Berufe der Kandidaten spiegeln ganz klar den Schwerpunkt der ÖDP: Jeder zweite kommt aus einem Sozialberuf, Heilerzieher, Pflege, Lehrer oder Ärztin wie Dr. Bettina Schmeller auf 5, dazu Gärtner, Landschaftsgärtner und aus der Landwirtschaft. Die meistgenannten Gründe für das Engagement bei dieser kleinen Partei: Umwelt- und Naturschutz, dass die ÖDP kein Spendengeld aus der Wirtschaft annimmt und keinen Fraktionszwang kennt.
Katrin Dengler, die OB-Kandidatin, verkörpert das perfekt. Sie selbst ist Pflegepädagogin an der Pflegeschule in Aiterhofen, derzeit in Elternzeit. „Soziale Themen sind mir unglaublich wichtig“, sagt sie in einem kurzen Gespräch mit engel-sr.de und nennt den Einsatz für Asylsuchende und Umweltschutz, später in der Versammlung noch den Kampf „gegen Faschismus und Diskriminierung“. Wirtschafts- und Finanzthemen in der Stadt? „Nicht so“, sagt sie, das ist ehrlich.
