Gut präsentiert

Und ab jetzt sind wir gespannt, und das vermutlich doch eine ganze Weile. Zwei Tage lang war alles in der Stadt, was im Donautourismus Rang und Namen hat, denn Straubing war Gastgeber der großen Internationalen Schifffahrts- und Tourismuskonferenz, und die Aufgabe für die Stadt Straubing war klar: Verlorenes Terrain gutmachen, Straubing als Stadt präsentieren, die wieder anzusteuern sich für Kreuzfahrer lohnt. Ist das gelungen? Wer weiß. Was man aber sagen kann: Mühe gegeben hat sich die Stadt. Allerdings hätte ich beinahe alles im Alleingang zunichte gemacht.

Es war nämlich so, dass der große und vielleicht entscheidende Gala-Abend zum Abschluss mit einem Empfang im Foyer der Fraunhoferhalle begonnen hat, und Darsteller der berühmtesten Straubinger haben sich zwanglos durch die Menge der rund 300 Konferenzteilnehmer bewegt: Bernauer-Verein, Emanuel Schikaneder im Rokoko-Kostüm, Joseph von Fraunhofer im Biedermeier-Stil und auch der Ulrich Schmidl. Schikaneder als Aushängeschild sollte man nicht unterschätzen, der hat den Text der Zauberflöte geschrieben, und The Magic Flute sagt jedem Touristen aus China und den USA etwas. Und was tu ich? Der teuflische Teil in mir macht den Ulrich Schmidl zum Thema!

Ich sage: 15. Jahrhundert. Aber vielleicht täusch ich mich. Und is ja auch wurscht, so genau geht’s ja ned.

„Wissen Sie schon“, hab ich unglaublich gemeinerweise zu einem Touristenmanager gesagt, „dass man Ihnen hier ein X für ein U vormacht? Schauen Sie sich das Gewand von dem Ulrich Schmidl an, das ist niemals 16. Jahrhundert, sondern 15. höchstens. Außerdem heißt der Mann, der es anhat, gar nicht Ulrich Schmidl, sondern Gerd Lex.“ Aber der Manager hat gegrinst und gesagt, dass das für ihn schon in Ordnung geht. Da haben ich und die Stadt noch einmal Glück gehabt. Hätte er nämlich gesagt: „Ha, Schurken! Betrug? Wir verlassen die Stadt!“ und wäre gegangen, wär ich meines Lebens nicht mehr froh geworden. Ansonsten, von diesem meinem Fauxpas abgesehen: Straubing hat sich bestmöglich präsentiert.

Highlights am Gala-Abend

„Was mir aufgefallen ist“, sagt zum Beispiel der Geschäftsführer der Niederösterreich Tourismus GmbH, Bernhard Schröder, „egal, wo man hinkommt, ob das in einem Lokal ist oder in einem Geschäft: Die Leut san so freundlich.“ Freundlich sein ist immer gut, und besonders dann, wenn anderswo so viel Tourismus ist, dass es den Leuten schon fast zu viel ist. Zu viel Tourismus ist sicher nicht das Problem in Straubing.

Und auch das Programm am Gala-Abend war gut. Agnes und Albrecht vom Festspielverein brillierten förmlich mit exzellentem Englisch, der Lichterjongleur Thomas Dietz war ein Highlight und riss mit einer großartigen Show das Publikum zum Begeisterungssturm hin und die Begleitmusik des Abends, Jazz von Möpl Jungmayer und Norbert Ziegler, hat perfekt gepasst, obwohl ich aus sicherer Quelle weiß, dass beide vor dem Abend meinten, dass ihr Jazz vielleicht nicht passen würde.

Großartige Stimme: Bald in Jesus Christ Superstar.

Und dann war da noch die Crazy Musical Company und insbesondere die Sängerin, die in der kommenden CMC-Saison die Magdalena in Jesus Christ Superstar singen wird: Selbst, wenn’s mit dem Donautourismus nix wird, mit solchen Stimmen wird zumindest Jesus Christ Superstar ganz bestimmt was. Ihr Wie soll ich ihn nur lieben war großartig.

In dieser Gasse ist er geboren“

Die Rückmeldungen zur Qualität der Hotels waren ebenfalls sehr gut, etliche Stadtführer hatten den Eindruck, dass auch die Führungen am Rande der Konferenz gut aufgenommen wurden. Allerdings muss man hier wohl einschränkend sagen, dass viele Führungen nur wenige Teilnehmer hatten und zum Teil sogar ausfallen mussten. Das nasskalte Wetter war da sicher nicht förderlich. Bei einer englischsprachigen Führung bin ich übrigens mitgegangen. Was mir dabei am besten gefallen hat, war dies:

Nach dem Museum geht die Stadtführerin fünf Meter bis zum Eingang Zollergasse. „In dieser Gasse“, sagt sie auf Englisch, „ist ein Mann geboren, den kennen Sie alle.“ Kurze Pause. „Der Mann, der das Libretto der Magic Flute geschrieben hat. Emanuel Schikaneder. Hier, in Straubing, ist er geboren.“ Dann geht es schon weiter. Keine Jahreszahl, kein langer Vortrag, kurz und knapp das Wichtigste halt. So muss das sein, finde ich.

Die Stadt hat sich Mühe gegeben. Sie hat ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt und bei den Entscheidern der Branche sicher einen guten Eindruck hinterlassen. Ob es unterm Strich reichen wird, wieder Kreuzfahrer zurück zu bekommen, wird die Stadt abwarten müssen. Kreuzfahrer zurückzugewinnen, ist eine langwierige Sache, und die Donau selbst hat die Stadt richtigerweise gar nicht erst hergezeigt.

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Straubing, nichtöffentlich