Das SAuV-Defizit: Was tun? Teil 1
Das Problem: Alte Hallen und ein Loch.
Rückblick: 1,4 Millionen Euro für die Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH (SauV) aus einem Städtischen Haushalt, der selber fast schon k.o. ist: Diesmal war noch Geld da, weil zwei andere städtische Töchter – Stadtwerke und SER – viele Millionen in den Haushalt schossen. Aber in den kommenden Jahren wird das SAuV-Defizit sogar auf jeweils zwei Millionen steigen. Was tun? engel-sr.de hat die sechs OB-Kandidaten um Statements gebeten. Heute: Markus Pannermayr, Erhard Grundl und Peter Stranninger:
Markus Pannermayr, CSU: „Sicherheitskosten spielen entscheidende Rolle“
Die Analyse: Die Rahmenbedingungen für Großveranstaltungen haben sich deutlich verändert. Insbesondere die überproportional aufwachsenden Sicherheitskosten spielen eine entscheidende Rolle. Die pandemiebedingten Absagen 2020 und 2021 haben die Situation weiter verschärft.
Der Rückgang des Mietumsatzes der Ostbayernschau, die überproportionale Steigerung der Kosten für Dienstleistungen, Personal und Energie sowie steigende Kosten für die Instandhaltung der Gebäude und technischen Einrichtungen haben zu einem erheblichen Renditerückgang geführt. Um die Attraktivität der Veranstaltungen zu erhalten, können die Kostensteigerungen nicht vollständig weitergegeben werden.
Was zu tun ist: Selbstverständlich arbeitet die Gesellschaft permanent daran, ihre Ertragskraft weiter zu verbessern. So werden zum Beispiel sämtliche bestehenden Dienstleistungsverträge auf Kostenoptimierung überprüft und eine Reduzierung der projektbezogenen Kosten, etwa durch optimierte Aufgabenverteilung, angestrebt. Darüber hinaus wurde das Stammpersonal der Gesellschaft um zwei Stellen reduziert. Die Mietsätze für die eigenen Großveranstaltungen sowie für die Joseph-von-Fraunhofer-Halle werden laufend in einem marktverträglichen Rahmen angepasst. Zudem wird man auch weiterhin prüfen, ob zusätzliche Eigenveranstaltungen mit überschaubarem wirtschaftlichem Risiko gewinnbringend durchgeführt werden können. Insbesondere die Ostbayernschau hat das Potential, die Finanzsituation der Gesellschaft mittelfristig zu optimieren. Ein Schwerpunkt liegt daher bei Werbemaßnahmen für eine verbesserte Akquise von Ausstellern.
Erhard Grundl, Grüne: „Defizit drückt uns die Luft ab“
Die Analyse: Die Stadthalle ist so defizitär, dass es uns die Luft abdrückt. Jedes Jahr zwei Millionen zuzuschießen obwohl der Stadtsäckel leer ist, wird nicht funktionieren. Heute stehen wir vor dem Scherbenhaufen, der sich seit mindestens 18 Jahren aufgetürmt hat.
Was zu tun ist: Eine kommunale GmbH muss nicht zwingend gewinnorientiert arbeiten, dennoch gibt es zahlreiche Beispiele, in denen kommunale Veranstaltungsbetriebe ein wirtschaftlich deutlich besseres Ergebnis erzielen. Dazu vier Punkte: 1. Die Stadthalle benötigt eine deutlich aktivere und systematischere Akquise von Veranstaltungen. Der Markt ist da – sowohl im Kultur- als auch im Tagungs- und Kongressbereich.
2. Die bisherige starre Bindung an einen einzigen Caterer sollte kritisch überprüft werden. Viele große Unternehmen, die unsere Stadthalle als Tagungsort nutzen könnten, arbeiten mit eigenen Cateringverträgen. Für diese Zielgruppe müssen wir mehr Flexibilität ermöglichen.
3. Auch die Ausgaben rund um das Gäubodenvolksfest gehören auf den Prüfstand. Es ist schwer vermittelbar, warum bei der Eröffnung jedes Jahr zahlreiche Honoratioren – die finanziell keineswegs bedürftig sind – auf Kosten der SAuV bewirtet werden. Stattdessen sollten wir überlegen, Premiumplätze inklusive Verpflegung bei der Eröffnung gegen eine Beteiligung anzubieten. Die Nachfrage wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden und würde eine Entlastung bringen.
4. Wir sollten uns fragen, ob wir einen Geschäftsführer und einen Betriebsleiter benötigen. Kann das nicht eine Person machen? Mein Fazit: Keine einzelne Maßnahme wird das strukturelle Defizit allein lösen. Die bisherige Haltung, das zunehmende Defizit der SAuV ohne klare Strategie hinzunehmen, gefährdet eines unserer bedeutendsten Aushängeschilder – das Gäubodenvolksfest – und damit einen zentralen wirtschaftlichen Motor der gesamten Region.
Peter Stranninger, SPD: „Auslastung ist zu niedrig“
Die Analyse: Die Auslastung der Fraunhofer-Halle und der anderen Messehallen ist zu niedrig. Die Geschäftsführung muss sich Gedanken machen um das Messewesen. Das muss wieder wachgeküsst werden wie zur Zeit von Günther Reimann. Das ist aber schwierig, etablierte Messestandorte kämpfen ja auch.
Was zu tun ist: Ich glaube, dass es Chancen gibt. Straubing ist mit der TUM die Stadt der nachwachsenden Rohstoffe, Straubing ist aber auch eine Handwerker-Stadt. Beides muss verbunden werden. Eine alljährliche, sich fortentwickelnde Messe für nachhaltiges Bauen und energetische Verbesserungen zeigt Potentiale fürs lokale Handwerk und bringt TUM-Forschungsergebnisse für biobasierte, nachwachsende Rohstoffe zur Marktreife, bis hin zur Förderung damit verbundener universitäre Start-ups in Kooperation zur Baubranche. Eine Plattform mit Messe-Charakter ist auch ein Auftakt für weitere u. v. a. überregionale Messen, die mittel- bis langfristig den Bestand der Straubinger-Ausstellungs-Gmbh (SAUV) sichern helfen. Mit dieser Neuausrichtung auch für andere Messen wird sich der Finanzbedarf Zug um Zug reduzieren lassen. Die Messe-Ausrichtung für Handwerk und TUM bringt uns auch einen Schritt weiter für Kosten-Reduzierungen beim Bauen und zielt ferner auch auf unser Ziel zum leistbaren Wohnen für junge Menschen, Familien, aber auch kommunalen Wohnbau oder genossenschaftliche Wohn-Infrastruktur.
