Bruder Straubinger: Holen wir ihn!



Zwei Eislers mit i: Michael und Edmund. Foto: Privat

Kürzlich, beim Bruder Straubinger-Ampelmantschgerl, hab ich auch die Bruder Straubinger-Operette erwähnt, Uraufführung 1903 im Theater an der Wien, Komponist Edmund Eysler: Ein Riesenerfolg damals, und ich habe geschrieben, es wäre toll, wenn der Bruder Straubinger nach Straubing käme. Und es kam eine Botschaft: „Gerne unterstütze ich die Initiative, den Bruder Straubinger von Edmund Eysler auf eine Straubinger Bühne zu holen. Er war ja schließlich Verwandtschaft von mir.“ Geschrieben hat das der Chef von friendWorks, einem Straubinger Dienstleister in der Prozessdigitalisierung, nämlich Michael Eisler. Das ruft nach einem Gespräch, mit Michael und auch seinem Vater Edmund:

Edmund und Michael, wär diese Operette was für SR?

Edmund Eisler: Ich glaub schon, sicherlich.

Michael Eisler: Der Bruder Straubinger ist ja momentan in aller Munde, ob wegen der Ampel, oder der Statue und wo der beste Standort für sie ist. Wenn’s einen Ort gibt, wo man das Thema platzieren kann, das ist das doch sicherlich Straubing.

2016 ist der Bruder Straubinger in Wiener Neustadt gespielt worden. Ihr habt ihn gesehen. Wie war’s?

Michael Eisler: Ich wär natürlich nicht auf die Idee gekommen, dass ich das anschau, wenn da nicht die Verwandtschaft gewesen wär. Ich hab dann aber gemerkt: Das ist einfach kurzweilig. Das ist einfach musikalische Unterhaltung. Das ist keine schwere Kost wie eine Oper, sondern das ist einfach so ein bisserl gute Laune.

Edmund Eisler: Es ist von der Musik her natürlich wunderschön, und es ist auch lustig. Es war ja sdie erste Operette vom Edmund Eysler. Zuvor hat er eine Oper komponiert, den Hexenspiegel. Die ist nicht angekommen. Und irgendwann hat der Direktor vom Theater an der Wien, Wilhelm Karczag, zu ihm gesagt: „Da hast ein Libretto, nimm doch die Musik von deiner Oper und mach a Operette draus.“

Das war dann sein Durchbruch.

Michael Eisler: Richtig. Heut würde man das vielleicht als Popcorn-Kino bezeichnen, von der Leichtigkeit her.

Und wie ist der Wilhelm Karczag zu dem Libretto gekommen? Die Figur selbst hat ja ein Landshuter fast 100 Jahre vorher erfunden. Wissen Sie, wie der Weg vom Bruder Straubinger zum Edmund Eysler war?

Edmund Eisler: Ich weiß nur, dass das Libretto von Moritz West und Ignaz Schnitzer stammt. Das waren zwei große Namen. Der West hat auch den Vogelhändler geschrieben und der Schnitzer den Zigeunerbaron von Johann Strauß geschrieben hat. Und irgendwie müssen die das aufgegriffen haben. Woher ganz genau, weiß ich nicht. Die Titelrolle bei der Uraufführung hat übrigens Alexander Girardi gehabt, damals der Haus- und Hofsänger in Wien.

Jetzt zum Eysler selber: Wie ist da das Verwandtschaftsverhältnis? Der ist ja geboren in Wien.

Michael Eisler: Richtig. Ich bin auch Österreicher, in Niederösterreich gezeugt, aber in Hannover geboren. Aber meine Eltern sind beide geborene Wiener. Der Edmund Eysler ist mein Urgroßonkel.

Edmund Eysler, geboren 12. März 1874 in Hernals, dem 17. Wiener Bezirk, als Edmund Eisler mit i.mit „i“, dann hat er ein „y“ draus gemacht, und dann wieder ein „i“. Weiß man, warum?

Michael Eisler: Wenn ich’s richtig im Kopf hab, muss das was mit der NS-Zeit zu tun haben, weil er jüdischer Abstammung war. Aufgrund seiner Popularität war er aber in einem Sonderstatus, so dass ihm das Schicksal, das vielen anderen Wiener Juden widerfahren ist, erspart geblieben ist. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, diese verschiedenen Schreibweisen haben damit zu tun.

Edmund Eisler: Das stimmt, das hängt damit zusammen. Das y war ein Künstlername. Den Künstlernamen durften auch noch die direkten Nachfahren behalten. Seine beiden Töchter durften das y noch behalten. Alle anderen Nachfahren nicht mehr. Er selbst hat das y nur in der NS-Zeit abgelegt, nach dem Krieg hat er das y wieder genommen.

Und wenn sich jetzt eine Truppe finden würde, die diese Operette aufführen wollen und Sponsoren oder sonstige Hilfe bräuchten, dann würden wir dazuhelfen.

Michael Eisler: Definitiv. Ich würde mich gerne mit einbringen.

Edmund Eisler: Falls man da was auf die Beine stellen könnte, würd ich mich auch mit einem direkten Nachfahren in Wien in Verbindung setzen. Der hat ja bei dieser Aufführung in Wiener Neustadt auch mitgeholfen.

Michael, jetzt müssen wir Eines noch klären: Wie kommt ein in Hannover geborener Österreicher nach Straubing?

Michael Eisler: Ich bin 1999 beruflich in Straubing gelandet. Dann hab ich zum ersten Mal die Bruder Straubinger-Figur gesehen und hab gesagt: „Den hat ja mei Verwandtschaft komponiert.“ Da haben alle gesagt, „Naa, naa, des is a Straubinger Gschicht!“ Schau her, hab ich mir da gedacht, so ein Zufall. Weil ich bin ned nach Deggendorf oder Landshut oder Passau, sondern ich bin nach Straubing.

Und wie gefällt Dir die Figur, die Statue an der Cafebar?

Michael Eisler: Also, ich find die nett. Hat einfach was, und wird auch immer mit einbezogen, in der Corona-Zeit zum Beispiel mit der Coronamaske. Und ein beliebtes Fotomotiv ist er, mit neuen Eishockeyspielern zum Beispiel.

Dann schaumamoi, ob sich ein Weg finden lässt, über das Niederbayerische Landestheater zum Beispiel. Edmund und Michael Eisler, Danke für das Gespräch!

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