Oho, a App!
Es tobt ja gerade dieser App-Streit in Straubing, zwischen den Grünen und dem OB, und alle sind irgendwie angespannt deshalb, im Stadtrat, in den Leserbriefen im Tagblatt, die CSU, die Grünen, alle. Im Stadtrat war es am Montag so schlimm, dass der Peter Euler, dieser erfahrene und in vielen Stürmen des Rates erprobte SPD-Mann, am Ende gesagt hat, er wünscht sich nur Eines zu Weihnachten: dass diese Sitzung kein Muster für die Sitzungen bis zur Wahl ist. So schlimm war das. Direkt verzweifelt hat er geklungen. Ich hab erst gar nicht verstanden, warum.
Weil es ja so war, dass Katharina Dilger, CSU, einen Antrag gestellt hat, dass man die Digitalisierung auch in die Kitas bringen muss; weil kleine Kinder ja eh daheim oft mit Tablets spielen und man schon allein deswegen in der Kita damit umgehen muss. Da hat sie auch recht. Aber dann steht in dem Antrag noch drin, dass Straubing eine Kita-App braucht. Ich glaube, das war der Punkt, der die Grünen auf die Palme gebracht hat.
Es ist nämlich auch so, dass der Dilger-Antrag vom 28. September datiert. Aber die Grünen haben schon zwei Wochen vorher einen Antrag gestellt: Nämlich, dass die Stadt eine Smart City-App machen soll, die alles abdecken kann, so wie in Osterhofen schon lange, dort heißt die App OHO. Und dass die Stadt doch mit einem Anbieter reden soll, der das relativ kostengünstig macht, und sich das anschauen soll. Und jetzt war der CSU-Antrag mit Kita-App schon im Stadtrat und der Grüne noch nicht, und für ein Info-Gespräch mit dem Anbieter hat die Stadt auch noch nicht Zeit gehabt.
„Wahlkampf!“- „Selber Wahlkampf!“
Da sagt die Grünen-Fraktionschefin Feride Niedermeier natürlich, ob man hier vielleicht eine doppelte Struktur schaffen will; weil wenn eh schon ein Vorschlag für eine Smart City-App da ist, die alles abdecken soll, dann muss man doch nicht noch mit einem Plan für eine eigene Kita-App daherkommen. Und, dass es schlauer wäre, man würde das aus einem Guss machen. Da hat der OB gesagt, dass das doch „alles bloß Wahlkampf“ ist von den Grünen, und die Feride Niedermeier hat daraufhin „Selber Wahlkampf!“ gerufen; okay, das war jetzt alles verkürzt, aber inhaltlich war’s so. Aber ich bin ein Teufelskerl, ich hab mir die OHO-App downgeloadet, es war ganz leicht.
„Ja, sicher“, werden Sie sagen, „Apps downloaden ist immer ganz leicht, jeder Idiot kann das“, und da haben Sie recht, und ich kann das auch. Aber was kann diese App? Ich hab mir das Telefonbuch von Osterhofen geschnappt und hab willkürlich wo angerufen, ob jemand die App hat: Schon der dritte Anruf ein Treffer. Das ist eine gute Quote, wenn man bedenkt, dass man an einem Donnerstagvormittag am Festnetz eher die Altersgruppe trifft, die mit Apps nicht so arg viel am Hut hat.
Quasi ein digitaler Straubing-Scheck, glaube ich.
Aber die Dame, die ich antreffe, ist Mitte 60 und sagt: „Ja, ich hab mir die App schon hergetan. Die ist sehr sinnvoll. Und meine Bekannten hams auch alle.“ Wenn es eine Neuigkeit gibt, sagt die Frau, dann ploppt das bei ihr auf, und irgend was Neues gibt es ja immer: Einladungen zu einem Weihnachtskonzert, Tagesordnung einer Sitzung im Rathaus, Adventssingen, alles. Bis zu den Notrufnummern und Ärzten sind es nur zwei Klicks, bis zu den aktuellen Preisen von 40 Tankstellen zwischen Deggendorf und Vilshofen auch nur zwei. Bürgerservice, Freizeit, Spielplätze, Bäder, alles ist da. Und was ich wirklich sehr vorteilhaft finde: Wann der nächste Bus oder Zug von Osterhofen zum Beispiel nach Straubing geht, sagt dir die App im Punkt Mobilität auch, und zwar sehr schnell.
Is doch bald Weihnachten!
Diese App ist wie das Vanille-Eis mit heißen Himbeeren, das Alice Schwarzer einst in Alfred Bioleks Kochsendung Alfredissimo als Nachtisch gemacht hat, es war 1995. „Das ist so gut!“, hat sie gesagt, und der Bio hat aufgejubelt: „Und dabei so simpel!“, ich weiß noch genau, wie ich damals gegrinst hab. Es war genau wie diese App, finde ich: Einfach und gut. Aber was meinem Zufallstelefonat an der App fast am besten gefällt, das ist die Gutscheinkarte, man kann einen Gutschein kaufen, mit einem Foto und ein paar netten Zeilen versehen und dann versenden, ein digitaler Osterhofen-Scheck.
Man kann wirklich Vieles machen mit dieser App, nur eines leider nicht: Man kann nicht über die App sein Kind bei der Kita zum Beispiel krank melden. Das aber ist eine Funktion, der in Katharina Dilgers Antrag eine Rolle spielt. Sie will eine Kita-App auch zur digitalen Kommunikation für Elternbriefe oder Krankmeldungen von Kindern. „Dadurch“ steht in ihrem Antrag, „kann das pädagogische Personal gerade in Zeiten von Personalmangel und Krankheitswellen situativ entlastet werden.“ Aber das ist in der Grünen-Variante bisher nicht vorgesehen.
Der Osterhofener Stadtmarketing-Referent Benjamin Alber sagt dazu, dass Osterhofen sich bewusst dafür entschieden hat, so etwas nicht zu machen. Er hält das für zu aufwendig. Aber er sagt auch, dass das technisch natürlich ginge. Wenn man nun diese ganze Diskussion in Straubing verfolgt, vom zeitlichen Ablauf bis hin zum verzweifelten Peter Euler, dann könnte man denken: Katharina Dilger meint’s gut, Feride Niedermeier auch. Da wäre doch am besten, die Stadt würde erst mit dem App-Anbieter sprechen, die Frau Dilger und die Frau Niedermeier zu dem Gespräch dazu bitten, und dann eine gemeinsame Basis finden. Freunde, es ist doch bald Weihnachten!
Und übrigens, aus meiner Sicht auch nicht ganz unwichtig: der 1860-Fanclub Gergweis ist auch in der App, das ist doch wunderbar! Sie verstehen, dass ich da begeistert bin.
