„Wichtiger Baustein“

Straubings Baureferent Oliver Vetter-Gindele. Foto: Stadt Straubing

Wie gestern Früh exklusiv berichtet, wechselt der Gäubodenpark den Eigentümer. In den vergangenen Jahren war der stark sanierungsbedürftige Park regelmäßig zwischen Käufern hin und hergeschoben worden, Investitionen in den Park hat es dabei nie gegeben. Der einstmals blühende Park war von immer mehr Leerstand gekennzeichnet. Was sagt die Stadt zur neuen Entwicklung? Macht dieser Wechsel nun Hoffnung? Ein Gespräch mit Straubings Baureferent Oliver Vetter-Gindele.

Oliver Vetter-Gindele, über ihre Tochter Carlus Retail 8 aus Wentorf bei Hamburg hat die Modulus Real Estate den Park gekauft. Hat Modulus schon Kontakt mit der Stadt aufgenommen?

Oliver Vetter-Gindele: Ich kann sagen, es war ein Vertreter eines Kaufinteressenten bei uns. Die Info, dass der Verkauf erfolgt ist, habe ich am Dienstag erhalten.

Eine erste Internetrecherche deutet auf einen Käufer, der Gewerbe-Immobilien tatsächlich saniert, restrukturiert und dann mit einem zukunftsfähigen Konzept wieder auf den Markt bringt. Hat die Stadt einen ähnlichen Eindruck, dass jetzt wirklich etwas gehen könnte?

Vetter-Gindele: Es hat bisher jedesmal erste Kontakte mit Kaufinteressenten bzw. Eigentümern gegeben, zum Teil auch mit weitergehenden Gesprächen über eine Restrukturierung. Es hat dann aber immer am zweiten oder dritten Schritt gefehlt. Deshalb hat uns die Erfahrung immer ziemlich ernüchtert. Wir hoffen aber natürlich schon, dass jetzt ein Eigentümer da ist, der die Qualitäten des Standortes Gäubodenpark erkennt und ihn mittel- bis langfristig neu aufstellt. Aber sicher weiß man das erst, wenn’s passiert.

Wie wichtig wäre das?

„Wir sind bereit“

Vetter-Gindele: Da sind wir, glaube ich, einer Meinung: Das wäre total wichtig. Der Standort ist ein sehr wichtiger Baustein der Straubinger Einzelhandelsstruktur. Wir haben dem Interessenten deshalb signalisiert, wir gehen sehr gerne einen Weg der Weiterentwicklung mit. Wir sind da sehr gerne bereit, als Kommune eine städtebauliche Neuausrichtung konstruktiv zu begleiten und, wenn es notwendig ist, auch eine Bebauungsplanänderung möglich zu machen. Da sind wir schon flexibel.

Der Gäubodenpark darf einen riesigen Verbrauchermarkt unterbringen. Das wäre der perfekte Ankermieter für den Park. Aber der Westpark will ebenfalls einen großen Supermarkt. Straubing hat aber schon jetzt überdurchschnittlich viel Supermarktfläche. Wenn jetzt noch einmal zwei große Flächen dazukommen, hätte Straubing wohl über 40 000 Quadratmeter Supermarkt-Verkaufsfläche. Wäre das überhaupt möglich und wünschenswert?

Vetter-Gindele: Dazu muss ich sagen: Beim Westpark gibt’s einen Beschluss, dass ein Lebensmittelmarkt mit 2.800 Quadratmeter Verkaufsfläche bauleitplanerisch ermöglicht werden soll. Und beim Gäubodenpark gibt es einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan. Das ist zunächst einmal das Planungsrecht, das steht dem Eigentümer zur Verfügung. Die Frage ist letztlich, ob es einen Betreiber gibt, der das im Gäubodenpark auf der ganzen Fläche – das war ja zweigeschossig – wieder machen will. Der Bebauungsplan definiert eine Maximalfläche. Was jetzt wirklich kommt, werden wir sehen.

Aus für das Center? „Möglicherweise“

Das heißt für den Westpark: Wenn Stoffel einen Supermarkt findet, wird der kommen?

Vetter-Gindele: Davon geh ich aus. Es gibt das politische Placet, diesen Supermarkt in das jetzige BayWa-Gebäude hineinbauen zu können. Wenn Stoffel sagt, ‘wir haben einen Betreiber‘, dann wäre das planungsrechtlich zulässig.

Dann hätten wir unter Umständen einen sehr großen Supermarkt im Gäubodenpark und einen 2.800-Quadratmeter-Markt im Westpark in einem Gebiet, in dem es schon sehr viel Angebot gibt. Deshalb hat die Stadt vor zwei Jahren einen Edeka-Markt nur 600 Meter vom Westpark entfernt im künftigen Wohngebiet am Otto-von-Dandl-Ring abgelehnt, eben weil schon so viel da ist. Muss man da nicht davon ausgehen: Wenn jetzt in beiden Parks neue Märkte kommen, ist das sehr wahrscheinlich das Aus für den Rewe im Theresiencenter?

Vetter-Gindele: Ich lasse mich da nicht auf Spekulationen ein. Der Kunde geht dahin, wo es bequem ist, wo ich vielleicht ohnehin hinmuss, wo ich bis vor die Tür fahren kann. Wir sind ja alle bequeme Menschen. So tickt der Kunde. Insofern sind Standorte, die so gesehen ein bisserl unattraktiver sind, immer gefährdet. Und natürlich wollen wir den Rewe im Center halten, weil er eine wichtige Funktion für die Innenstadt hat und auch für die Bewohner an der Regensburger Straße und Frauenbrünnl, die derzeit noch keine Durchfahrt zu den Nahversorgen südlich der Bahnstrecke haben. Aber die Unterführung unter der Bahn zu den Nahversorgern wird kommen. Auch das ist ein kleiner Baustein, der es dem Rewe im Center schwerer machen wird, wirtschaftlich betrieben zu werden, weil diese Anwohner dann die nahe Verbindung zu Kaufland, Lidl und so weiter haben.

„Warum nicht ein Discounter?“

Aber nur, wenn diese Unterführung auch mit dem Auto befahrbar ist.

Vetter-Gindele: Ja. Es soll ja auch eine Fahrradstraße möglich sein, mit etwa 4,50 Meter Breite und Temporeduzierung, vielleicht Tempo 20. Das ist sehr schmal, aber mit reduziertem Tempo wird sie beidseitig befahrbar als gemeinsame Verkehrsfläche für alle Verkehrsteilnehmer.

Trotzdem: Wenn eine Stadt dieser Größe so viele Supermärkte hat, jetzt schon bestimmt 20 Märkte mit sicher über 30.000 Quadratmetern, und im Einzelhandelskonzept von 2021 Sätze stehen wie: „In den Fällen, in denen die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes in Erwägung zu ziehen ist, ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund der bereits ausgeprägten Wettbewerbssituation der Umsatz nahezu ausschließlich durch Umverteilungen gegenüber den bereits ansässigen Bestandsbetrieben generiert werden kann“ – muss man dann nicht mit Verdrängungswettbewerb rechnen?

Vetter-Gindele: So ist es. Das habe ich auch vorhin gemeint. Standorte, die gegenüber anderen Vorteile bieten, werden eher genutzt, weil wir bequeme Kunden sind. Der Rewe im Center ist wie der Expert ein wichtiger Baustein für die Innenstadt. Uns als Stadt ist es nicht egal, ob er rausgeht. Aber wenn er aufgrund der veränderten Marktsituation sich nicht mehr halten kann, bedeutet das aus meiner Sicht immer noch nicht, dass es dann gar keine Nahversorger mehr im Center gibt. Warum sollte es nicht so sein, dass man sagt: Wir bieten Nahversorgung, aber in einem anderen Spektrum: ein Discounter, eine Drogerie, dazu Getränke oder sonstige Dinge? Nicht falsch verstehen, ich würde es sehr begrüßen, wenn der Rewe im Zentrum bleibt. Aber wenn nicht, könnte künftig auch viel für eine Discounterlösung sprechen, kleiner, kompakter, alles, was bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eine Rolle spielen könnte.

Oliver Vetter-Gindele, vielen Dank für das Gespräch.

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