Es kann nur einen geben
Foto: Engel
Bitte, ich kann mich täuschen, aber ich glaube, es wird so sein: Irgendwann wird auch offiziell bestätigt werden, dass Rewe der Supermarkt ist, der den Platz des BayWa-Baumarkts im Westpark einnehmen wird. Und es wird eine Pressemitteilung von Rewe geben, die aussagt, dass es Rewe-Ziel ist, dauerhaft zwei Rewe-Märkte in Straubing zu betreiben, nämlich den bisherigen Markt im Theresien-Center und den neuen nur 1 000 Meter weiter im Westpark.
Eine solche Meldung hat es 2014 von Kaufland gegeben, als zusätzlich zum Standort Gäubodenpark der Standort am Dandl-Ring gebaut worden ist. „Unser Ziel ist es“, hat die Kaufland-Pressestelle damals mitgeteilt, „dauerhaft zwei Kaufland-Filialen am Standort Straubing zu betreiben.“ Eine solche Meldung hat es zwei Jahre zuvor schon von Edeka gegeben, als zusätzlich zum Edeka-Markt in der Roseggerstraße der Markt in der Landshuter Straße gebaut worden ist. Eine solche Meldung wird es auch hier geben. Sie wird genau so viel Wert sein wie die beiden anderen, nämlich nichts.
Üblich sind in der Branche Mietverträge über zehn Jahre. Das Theresien-Center hat 2008 mit Rewe eröffnet, 2018 hat Rewe hat den Mietvertrag verlängert, damit dürfte der Vertrag 2028 auslaufen. Und damit wird wohl ab 2027 offiziell das Rewe-Ziel sein, beide Standorte „dauerhaft zu betreiben“.
Downgrading
Aber Ziele ändern sich halt. Deshalb ist meine Prognose: Der Umbau im Westpark vom Baumarkt zum Supermarkt wird bis 2027 dauern, dann wird es etwa ein Jahr lang zwei Rewe-Märkte im Abstand von 1 000 Metern geben, und nach 2028 wird es im Center keinen Rewe mehr geben. Diese Stadt ist nicht groß genug für zwei Rewe-Märkte auf so engem Gebiet, und deshalb wird gelten, was schon Connor MacLeod vom Clan der MacLeods wusste: Es kann nur einen geben. Und falls dann im Center ein anderer Mieter kommt, wird es kein Supermarkt sein.
Für die Innenstadt ist das ein Schlag, und zwar ein harter. Es droht wieder ein Leerstand, und wieder im Center, das immer schon ein Problemkind war. Die Innenstadt insgesamt fällt immer mehr in den Downgrading-Teufelskreis. Sie verliert Qualität. Immer öfter sind sogar direkt am Stadtplatz die Alternativen entweder Leerstand oder Dönerladen, Barbershop, Shishabar, Nagel- und Tattoostudio.
Es ist deshalb absolut richtig, wenn die Stadt jetzt versucht, mit Bäumen, Wasserspiel, Fischstand mehr Lebensqualität und Menschen in die Stadt zurückzubringen. Solche Maßnahmen sind wichtig, es sind endlich Schritte in die richtige Richtung. Unglaublich wichtig dabei ist aber auch, wieder Wohnungen ins Zentrum zu bringen. „Wo Menschen wohnen, öffnen Geschäfte“ ist eine Botschaft aus einer ZDF-Reportage vom Montagabend zum Thema Wiederbelebung der Innenstadt.
Verteilungskämpfe
Wenn eine Innenstadt in dieser Situation den einzigen Supermarkt verliert, der fußläufig für Zentrumsbewohner erreichbar ist, dann ist das unglaublich schlecht. Wenn außerdem richtig ist, was die Verwaltung vergangene Woche im Bauausschuss vorgetragen hat: nämlich, dass zwei (!) Gutachten sagen, dass ein Supermarkt im Westpark keinem anderen Vollsortiment schadet, dann muss man außerdem jeden Glauben an Gutachten verlieren. Denn vor knapp zehn Jahren hat ein Gutachten das glatte Gegenteil gesagt, nämlich dass ein Supermarkt im Westpark schadet. Das soll jetzt anders sein?
Ursprünglich war im Bebauungsplan an der Geiselhöringer Straße Wohnen statt Westpark geplant. Dass Straubings Politik auf Wunsch der Stoffel-Gruppe damals möglich gemacht hat, dass der Westpark gebaut werden konnte, war ein gewaltiger Fehler. Stadtrat, OB und Verwaltung haben den Stoffel-Wunsch damals viel zu wenig hinterfragt, obwohl damals schon absehbar war, dass er nicht im Interesse der Stadt war. Das rächt sich in mehrfacher Hinsicht.
Es fehlen weiterhin zentrumsnahe Wohnungen. Zu viele Handelsflächen lösen heute Verteilungskämpfe aus wie jetzt um Rewe zwischen Center und Westpark. Und die Innenstadt verliert ab 2028 im Werben um Menschen, die im Zentrum wohnen sollen, ein starkes Argument: dass man hier fußläufig, ohne Auto, einkaufen kann. Wird man nicht mehr können. Außer man geht weit. Aber das ist ja nur meine Prognose.