Angriff der Killermikroben

Gefährlich nah? Die Magnolie vor der HVB. Foto: Engel

Ich habe Angst um die Hypovereinsbank. Nicht um die ganze HVB, natürlich nicht, die allermeisten ihrer knapp 10 000 Mitarbeiter sind mir ja wurscht. Ich habe Angst nur um die Filiale in der Bahnhofstraße. Denn vor ihr steht ein Baum.

Wie gefährlich ist dieser Baum? Wohnen auch in ihm diese gefährlichen Mikroorganismen, vor denen der Denkmalschutz warnt? Seit kürzlich Straubings Untere Denkmalschutzbehörde darauf verwiesen hat, dass Mikroorganismen von zu nah gepflanzten Bäumen am Stadtplatz  sich auf die Dreifaltigkeitssäule stürzen könnten in der unguten Absicht, sie zu zerstören, plagen mich solche Gedanken. Denn dieser Baum – es ist eine Magnolie – steht schon verdammt nah an der Bank, finden Sie nicht? Ist es zu nah?

Ich habe im Kompetenzzentrum in der Schulgasse angerufen. Ein Fachmann für bioökonomische Impulse dort hat versucht, mich zu beruhigen. Ihm seien, hat er gesagt, keine Übersprungshandlungen eines Mikroorganismus von Baum auf Stein bekannt. Die Gefahr sei nicht da. „Die Idee“, hat er wörtlich gesagt „dass da was überspringt und Gefahr auslöst, glaub ich nicht.“  

Aber was, wenn er sich irrt? Der Denkmalschutz sagt das doch nicht einfach nur so. Der zieht das doch nicht an den Haaren herbei, bloß weil er die Dreifaltigkeitsäule ständig von jeder möglichen Seite her sehen will. Vielleicht ist die Gefahr real, und ich kenne Menschen, die in dieser Bank arbeiten.

Und wenn’s wie in Hollywood wird?

Was ist, wenn eines Tages der Angriff der Killermikroben erfolgt, ganz überraschend, wie damals der Angriff der Killertomaten, es war 1978 in Hollywood? In einem US-Forschungslabor sind damals ganz normale Tomaten zu intelligentem Monstergemüse mutiert, welches aus heiterem Himmel Menschen in Supermärkten angriff und verspeiste; schon bald hatten die Killertomaten fast das gesamte Land in ihrer Gewalt. Und nachdem sie besiegt waren in letzter Minute, erhoben aus ihren Beeten sich die Gelben Rüben. Was, wenn diese Mikroben für die HVB Ähnliches planen?

Was, wenn den Bankmitarbeitern ihre Filiale unterm Bürostuhl zerbröselt? Morgens um 08.00 Uhr betreten sie ein wunderbares Gebäude und abends um 17.00 Uhr verlassen sie eine Ruine, zu Staub zerfallen alles um sie herum, und der letzte Überlebende ist ein einsamer Schreibtisch, zum Glück gefertigt aus fast unzerstörbarem Teakholz: Wäre das möglich? Warnt der Denkmalschutz also zu Recht?

Andererseits: Diese Magnolie steht schon seit Jahrzehnten da und nichts ist zerbröselt. Für das Asia Saigon weiter unten in der Bahnhofstraße ist offenbar auch keine Gefahr, obwohl der Baum dort wirklich sehr nah steht, finden Sie nicht?

Ungefährlich nah? Foto: Engel

Und die Finanzagentur in der Landshuter Straße wär auch aus dem Schneider und das Haus mit direktem Baumkontakt in der Mussinanstraße auch. Ist also meine Angst übertrieben? Nur: Warum warnt dann der Denkmalschutz? Ich habe dazu eine Theorie entwickelt, und sie geht so:

Ist es denn möglich, dass Mikroorganismen entstanden sind, die auf den Abbau von Kunst spezialisiert sind? Und der Denkmalschutz hat davon Kenntnis? Mikroorganismen können sehr schnell mutieren, erst vor ein paar Monaten haben Nasa-Forscher herausgefunden, dass sie sich auf der ISS ganz schnell an die Schwerelosigkeit angepasst haben. Es gibt mindestens eine Milliarde verschiedener Mikrobenarten auf dem Planeten, eine davon ist spezialisiert auf den Abbau von Kunststoff, Bacillus Subtilis heißt sie. Es ist doch denkbar, dass dieses Bacillus weitermutiert ist und ihm der stoff im Kunststoff gar nicht mehr schmeckt. Und dass es deshalb nur noch die Kunst abbaut und den stoff dahinter ignoriert. Nichts ist unmöglich, sagt Herr Toyota.

Wenn ich den Denkmalschutz richtig verstehe, sind vielleicht nur Kunstwerke und Denkmalschutz-Objekte gefährdet. Damit wäre klar, warum in der Bahnhofstraße die Hypo nicht in Gefahr ist. Aber die Stele dort wär’s, weil die Kunst ist, das haben sie damals beim Aufstellen extra gesagt. Die Idee von einer Fassadenbegrünung am Stadtplatz wäre damit aber sicher vom Tisch; denn diese Mikroorganismen könnten ja in jeder Pflanze wohnen. Der ganze Stadtplatz könnte zerbröseln unter dem Ansturm der Killermikroben, und warum? Weil er denkmalgeschützt ist. Sein Todesurteil käme damit ausgerechnet vom Denkmalschutz. Das wäre doch schade.

Freunde von mir haben eine Terrassenwand begrünt, mit Wein und noch etwas Anderem, das ich nicht kenne, aber es ist eine Pflanze, und ihr Haus, glaube ich, ist denkmalgeschützt. Ich glaube, sie leben gefährlich. Wir sollten das Risiko minimieren, wir sollten Entgrünen. Ich fürchte, der Straubinger Denkmalschutz wäre sofort dabei.

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