Markus Pannermayr: Das Interview, Teil 1

Foto: Engel

Markus Pannermayr hat sich Zeit genommen für dieses Gespräch. Er hat früh zugesagt und ein großes Zeitfenster gefunden, das ist nicht selbstverständlich. Es ist kein Fünf-Minuten-Interview, es ist ein intensives Gespräch über mehr als eine Stunde. Hier ist der erste Teil eines offenen Gesprächs aus gegensätzlichen Positionen heraus.

Herr Pannermayr, sind Sie gefasst auf ein knallhartes Interview?

Markus Pannermayr: Wir kennen uns ja schon ein paar Jahre, insofern bin ich auf alles gefasst.

Nach fast 18 Jahren im Amt, Ihr vierter Wahlkampf: Mit welchem Gefühl gehen Sie in den Wahlkampf?

Pannermayr: Wenn man nach 18 Jahren noch einmal antritt, macht man schon eine Gewissenserforschung vorher. Man weiß ja auch, dass die nächsten Jahre nicht einfach werden. Ich hab bei der Nominierungsrede gesagt, dass ich das will und ich trau es mir auch zu - in Kenntnis, dass die Themen der nächsten Jahre sehr, sehr herausfordernd sein werden – so gut es geht, diese Stadt zusammenzuhalten und gemeinsam einen Kurs für die Zukunft zu finden.

Es waren in den 18 Jahren große Krisen dabei, Stichwort Corona. Die sind extern gekommen. Aber abgesehen von diesen externen Krisen: Ist 2025 das schwierigste Jahr Ihrer Amtszeit?

Pannermayr: Für mich das schwierigste Jahr war 2020. Weil Dinge völlig auf den Kopf gestellt worden sind. Wenn du jahrelang zu den Menschen sagst, „geht‘s in die Stadt, kauft hier ein“, und dann sagst du plötzlich, „bleibt zuhause“. Wenn plötzlich die Schulen geschlossen werden, die Kitas: Das hat die Dinge völlig auf den Kopf gestellt. In der ersten Welle war das schon eine ganz, ganz große Herausforderung.

Das ist extern gekommen, von außen. Aber jetzt 2025: Am Anfang das Donautourismus-Debakel, dann Westpark-Baumarkt, Fischstand, Loibl-Weggang, zuletzt das Plaza-Dachplanungsdebakel. Dazwischen Verwaltungsbürokratie gegen bunte Sonnenschirme, Musikverbot.

Pannermayr: Stop, da muss ich gleich ein Veto einlegen. Es gibt kein Musikverbot am Stadtplatz.

Okay, zu verkürzt formuliert. Ausführlich: Gemeint ist, dass ein Wirt an einem Samstag keine kleine Combo spielen lassen darf, nicht von 10 Uhr bis 14 Uhr, nicht von 17 bis 22 Uhr. Aber von all diesen Themen her: War das nicht ein schwieriges Jahr mit Dingen, die alle fürs Image nicht gut sind?

Pannermayr: Zum Blick auf das Jahr 2025 gehören ja wohl auch Projekte wie der Kunstrasenplatz, die Stadtteilbibliothek Straubing-Ost, Wohnungsbau mit Jugendwohnheim des Berufsschulverbandes, Nachwuchs- und Handwerkerhaus, Seniorenwohnungen an der Geiselhöringer Straße, Abschluss der Sanierung Arberstraße 41, Wohnheim des Studentenwerks und die Fertigstellung des KV-Terminals im Hafen. Wenn ich Ihrer Sichtweise folge, dann muss ich Ihnen ehrlich sagen: Mit diesem Maßstab war jedes Jahr ein schwieriges Jahr. Aber die Kunst ist ja auch, Dinge anzunehmen, die nicht gut gelaufen sind, dafür Lösungen zu suchen und kritikfähig zu bleiben. Das ist ja auch eine der großen Herausforderungen bei längeren Amtszeiten, dass man in der Lage ist, sich selbst zu hinterfragen. Und überall da, wo unter Beobachtungsdruck und mit hoher Schlagzahl gearbeitet wird, werden Sie Dinge finden, die objektiv kritisierbar sind.

Beispiel Westpark: Da ist eingetreten, was zu befürchten war: Der Baumarkt entpuppt sich als überflüssig und nicht rentabel, ein neuer Supermarkt soll’s jetzt retten in einem an Supermärkten eh schon reichen Gebiet. Die Stadt muss zustimmen, sonst droht ein riesiger Leerstand. Ist das zutreffend beschrieben?

Pannermayr: Den Westpark sollte man nicht auf den Baumarkt allein reduzieren. Zugegeben, die Idee mit dem Baumarkt hat nicht getragen. Da muss man schon ehrlich sein, der hat die ganze Zeit nicht gezündet, was Sortiment und Preisstruktur betrifft. Beim Westpark gab es darüber hinaus die Überlegung, im Westen einen Anker zu finden, um Kaufkraft aus dem westlichen Landkreis nach Straubing zu bringen, und zwar möglichst stadtnah. Der Westpark hat ja auch viele Elemente, die funktionieren. Sicher wird ein Lebensmittelmarkt dort jetzt ein Kompromiss sein, das will ich gar nicht bestreiten. Umgekehrt wird jetzt am Stadtfeld, wo bisher nur Gewerbe vorgesehen war, künftig auch Wohnbebauung möglich sein. Dort hat die gewerbliche Entwicklung nicht funktioniert, und dann ist das ja auch immer ein gemeinsamer Weg mit Investoren.

Zunächst hat es ja so ausgesehen, als würde Rewe der Supermarkt im Westpark. Jetzt will auch der Gäubodenpark Rewe, dann wirds wohl Edeka im Westpark; Vor zwei Jahren hat die Stadt einen Edeka-Markt in Kaufland-Nähe noch abgelehnt. Bei diesen Entwicklungen: Wäre die ursprüngliche Wohn-Planung nicht doch die geschicktere Lösung gewesen?

Pannermayr: Beim Gäubodenpark scheint jetzt eine Entwicklung eingetreten zu sein, die eine echte Chance werden kann. Das würde mich sehr freuen, und das werden wir positiv begleiten, weil das ein wichtiger Standort ist. Wir sind aber auch nicht aufgerufen, an jeder Stelle als Hüter des Wettbewerbs aufzutreten. Wir haben baurechtliche Fragen zu beurteilen und Auswirkungsabschätzungen vorzunehmen. Für den Wohnungsbau haben wir aktuell eine Reihe von Projekten im Stadtgebiet. Dieser leidet aber in erster Linie unter mangelnden Rahmenbedingungen, die von Bund und Ländern verbessert werden müssen.

Wenn Sie Leerstand im Westpark vermeiden wollen, dann müssen Sie dem Supermarkt zustimmen. Eine Auswirkung wird dann vermutlich, dass der Rewe im Theresiencenter sich nicht halten kann und damit die Innenstadt ihren Nahversorger verliert.

Pannermayr: Eine wirkliche Stabilität ist ja im Theresiencenter nie eingetreten. Und auch der Versuch, mit gewissen Branchen einen Schutz um das Center zu entwickeln, hat nicht wirklich gefruchtet.

Zum Hochbauamt: Da habe ich kürzlich geschrieben, dass es den OB ins offene Messer laufen lässt: Können Sie verstehen, dass dieser Eindruck entstanden ist?

Pannermayr: Diesen Eindruck teile ich nicht. An der Stelle ist ein Fehler passiert, und den muss man als Fehler benennen und auch analysieren.

Ursprünglich sollte das Plaza-Dach 2023 fertig sein, und zwar als Glasdach. Dann Herbst 2024, aber schon im Sommer 2024 schreiben die Tigers auf ihrer Website: Montage Plazadach wird nach der Saison 2024/25 durchgeführt“ und Gaby Sennebogen wird zitiert: „Leider haben wir auf die Entwicklung der städtischen Bauarbeiten keinen Einfluss und hadern extrem mit der aktuellen Entwicklung des Stadionanbaus.“ Im April 2025 sagen dann Sie, dass es Herbst wird. Im Juni 2025 sagen Sie: „Zwischen Saisonstart und Jahresende.“ Am 15. September, nach dem Saisonstart, sagen Sie: „Bis Jahresende.“ Aber im September hat das Hochbauamt noch nicht einmal ausgeschrieben, und Ende September hat es Firmen durchtelefoniert, ob sie den Auftrag noch dazwischenschieben können. Das schaut doch sehr nach auf die lange Bank schieben aus.

Pannermayr: Ich glaube, dass ein entscheidender Fehler gemacht wurde. Die ursprüngliche Idee, die PV-Anlage unmittelbar ins Dach zu integrieren, war gestalterisch und technisch ansprechend, aber im Detail viel zu aufwendig. Das macht auch im Unterhalt später Schwierigkeiten. Der Fehler war, dass man das nicht früher erkannt und eine klare Entscheidung getroffen hat. Mir ist im Herbst bewusst geworden, dass wir noch immer nicht auf dem richtigen Kurs sind und ich habe im Haus klar gemacht, dass das jetzt angepackt und ausgeschrieben wird. Es liegt jetzt ein Angebot vor, das Kosten reduzieren wird. Die Materialbeschaffung wird aber mit dem Verzinken acht Wochen dauern, dann vier bis fünf Wochen Montage, dazu vorbereitende Maßnahmen. Es wird heuer nicht mehr machbar sein. (Anm.: Das Gespräch wurde geführt, kurz bevor Pannermayr im Bauausschuss die erneute Terminverschiebung einräumte und den neuen Termin nannte.)

Und das, nachdem das Hochbauamt selber sagt, Anfang des Jahres sei mit der Dachglas-Planung begonnen worden. Es gibt nicht viele Firmen, die ein solches Spezialglas machen können. Da war doch sehr schnell zu klären, ob das geht oder nicht, und auch das Hochbauamt hat doch mitgekriegt, dass der OB im April, im Juni, im September da steht und Termine verkündet. Und niemand hat reagiert, obwohl das Thema immer wieder aufgeploppt ist. Das meine ich mit „ins Messer laufen lassen.“

Pannermayr: Ich hab mich dazu erklärt und gesagt, was ich dazu sagen möchte.

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