Jüngste Liste aller Zeiten
Plätze 4 bis 1, natürlich von links: Sara Zwack, 23, Maximilian Spielbauer, 29, Johannes Spielbauer, 32, Rebecca Pummer, 25. Foto: Engel
Das kann man wohl einen parteipolitischen Aufschwung nennen: Am Samstagnachmittag hat die Straubinger Linke ihre Stadtratsliste beschlossen, und die ist in mehrerer Beziehung bemerkenswert. Vor fünf Jahren hat die Linke mit Müh und Not 15 Kandidaten zusammengebracht, jetzt sind es 40 plus zwei Ersatzkandidaten: Volle Punktzahl. Und dann das Durchschnittsalter: das dürfte knapp unter 30 liegen, und damit wäre die Linke-Liste die jüngste Liste, die je in dieser Stadt präsentiert worden ist.
Überalterung, wie bei allen anderen? Kein Thema hier. Die Spitzenkandidatin zum Beispiel: Auf Platz 1 steht Rebecca Pummer, 25 Jahre jung, Pädagogin in einer Kinderwohngruppe und Kreisvorsitzende. Im Ortsverband Straubing ist sie seit fünf Jahren und damit schon eine der ältesten, wenn es um die Parteizugehörigkeit geht. „Damals waren wir 27 im Ortsverband, jetzt sind wir 150“, sagt Pummer. Wer solch einen Zulauf hat, der kann auch auf einen deutlichen Zuwachs im Stadtrat hoffen: „Ich bin überzeugt, dass wir mindestens drei im nächsten Stadtrat sein werden.“
Ziel: Fraktionsstärke
Dort sitzt bisher nur Johannes Spielbauer, 32. Mit zwei Sitzen mehr hätte die Linke Fraktionsstärke; dass es so kommen wird, davon geht auch Spielbauer aus. Spielbauer ist der Oberbürgermeister-Kandidat der Linken, und natürlich haben auch die Linken die Regel, dass die ungeraden Plätze für Frauen reserviert sind. Vor sechs Jahren waren es gerade einmal drei Frauen auf der Liste, diesmal sind es 17.
Auf Platz 3 steht Sara Zwack, 23, ausgebildete operationstechnische Assistentin und jetzt Medizinstudentin im ersten Semester. Platz 4 ist wieder ein Spielbauer: Maximilian, 29 und Bruder von Johannes, bei der Bezirksregierung zuständig für den Stromleitungsbau und bei der Linken ein großer Wahlkämpfer: „Ich hab bei der letzten Kommunalwahl wahrscheinlich allein 800 von 1 000 Plakaten aufgehängt.“
Über diese vier Plätze haben neun Stimmberechtigte einzeln abgestimmt, über die restlichen 36 im Block, und das war auch interessant: Auf Platz 30 zum Beispiel finden wir Alexander Obermaier, Sohn von CSU-Stadtrat Prof. Robert Obermaier und der aussichtsreichen Grünen-Kandidatin Ulrike Obermaier, und auf Platz 9 steht Manuela Spielbauer, Mutter von Johannes und Maximilian. Der schon von SPD und Grünen bekannte Trend zu Familienkonstellationen setzt sich also auch bei der Linken fort, und wir dürfen gespannt sein, wie stark dieser Trend bei der CSU demnächst sein wird.
„Alterslose Gesellschaft“
Weiter hinten bei der Linken, auf den chancenlosen Plätzen 16 und 21, steht übrigens ein Paar mit einer interessanten Berufswahl: „Teils Vater, teils Aktivist“ er, „Teilzeit-Mutter und Aktivistin“ sie. Aber man findet auch Menschen mit deutlich bürgerlicheren Berufen: Ein Arzt am Klinikum Regensburg auf 36, ein Digitalisierungsmanager am Landratsamt auf 32,, eine Gärtnerin, Auszubildende, Schüler, Heilerziehungspfleger. Unternehmer? Eher unterrepräsentiert, genau wie die Rentner und andere Senioren, und damit zurück in die alterslose Gesellschaft:
Wenn ich richtig mitgezählt habe, hat diese Liste nur fünf Kandidaten im Ü 30-Segment: Drei Kandidaten mit je 32 Jahren, dazu Mutter Spielbauer, und ganz am Schluss, auf dem beachtenswerten Platz 40, steht Straubings Linken-Gründervater: Karl Ringlstetter, vor sechs Jahren erster OB-Kandidat der Partei, heute 63 Jahre alt. „Guter Anfang“, kommentiert Johannes Spielbauer die Liste am Ende der Versammlung, „guter Schluss.“
