Wie holt man Kreuzfahrer zurück?

Organisiert Landausflüge der Kreuzfahrtschiffe: Davide Boaretto. Foto: Privat

In diesem Frühling war Davide Boaretto in Straubing, und das war gut. Davide Boaretto ist Shore Excursions Manager bei der Passauer Branchengröße Eichberger, er organisiert Landausflüge und neue Programme für Kreuzfahrtschiffe. Eichberger arbeitet mit mehr als einem Dutzend Kreuzfahrtunternehmen zusammen, darunter den amerikanisch orientierten Viking, Scenic und Gate 1, aber auch mit Arosa oder Phoenix mit deutschen Touristen.

Davide Boaretto, was wissen Sie über den schwierigen Stand des Kreuzfahrttourismus in Straubing?

Davide Boaretto: Wir haben damals mitgekriegt, dass die Stadt die Busse irgendwie gestoppt hat. Logischerweise hat das auch die Schifffahrt getroffen, weil dann die Busverbindung mit den Schiffen gebrochen war. Aber als ich in Straubing gewesen bin, habe ich mitbekommen, dass die Busse ab November wieder reindürfen. Ob die Schiffe aber wieder bereit sind, mögliche Touren nach Straubing zu organisieren, kann ich nicht genau sagen. Es ist ja in der vergangenen Saison von jetzt auf gleich entschieden worden, alles zu blockieren. Ob die Schiffe jetzt bereit wären, wieder alles zu organisieren mit diesem Risiko, dass dann die Stadt eventuell wieder so etwas entscheidet, weiß ich nicht. Aber klar, es wäre schön, wenn die Reedereien wieder so etwas anbieten würden.

Was müsste passieren, dass die Reedereien das wieder probieren? Was müsste Straubing anbieten?

Boaretto: Die Stadt müsste klarmachen, dass sie langfristig interessiert ist, und sie darf nicht das Gefühl geben, okay, wir versuchen es, und wenn’s nicht klappt, streichen wir’s halt. Und von jetzt auf gleich kann man nichts erwarten.

„Keine Wikipedia-Führung machen“

Sie waren ja jetzt in Straubing. Wie attraktiv ist denn die Stadt für die Kreuzfahrtbranche?

Boaretto: Also, ich muss tatsächlich sagen, ich war zum ersten Mal in Straubing. Ich war überrascht. Ich wusste, dass Straubing schön ist. Aber nicht, dass es so viel Potential hat, Museum, Kirche, Geschäfte, auch dieser berühmte Friedhof. Also, Straubing hat viel Potential, meiner Meinung nach. Mich hat die Kirche begeistert, wie riesig sie war.

Sie sagen ‚Kirche und Museum‘. Viele in der Branche sagen, dass Kirchen und Geschichte für amerikanische Flusskreuzfahrttouristen gar nicht so attraktiv sind, und dass ein belebter Stadtplatz, Geschäfte wie Trachtenmoden, Lokale, bayerischer Alltag halt, interessanter ist. Dass einfach viel mehr Unterhaltung in einer Stadtführung sein muss statt Zahlen, Daten, Fakten.

Boaretto: Unsere Erfahrung in Passau ist, dass 50 Prozent der Gäste schon an Geschichte und Museen interessiert sind. Aber man sollte keine reine Wikipedia-Stadtführung machen. So etwas hat der Gast vergessen, bis er nach Hause kommt. Und man darf nicht vergessen, dass die andere Hälfte am Leben in der Stadt mehr interessiert sind als an der Geschichte. Und da bringt der Stadtplatz in Straubing mit seinem Leben für die Gäste mehr als eine Kirche. Man darf nicht nur sagen, okay, wir haben ein Römermuseum, sondern man muss ein Paket schnüren. Straubing hat da etwas anzubieten. Die Stadt muss aber bereit sein, das zu tun.

„Im Kopf muss ein Bild sein“

Im November ist die große Donaukonferenz in Straubing.

Boaretto: Das ist die beste Möglichkeit für die Stadt, sich zu zeigen. Es mag vielleicht komisch klingen, aber es geht da auch schon um Freundlichkeit. Man muss den Reedereichefs das Gefühl geben, dass sie sehr willkommen sind. Weil wenn sie selbst das Gefühl nicht haben, schicken sie hundertprozentig auch keine Gäste hin. Man muss die Stadt zeigen, und das zeigen, was Regensburg oder Passau oder Deggendorf nicht haben. Da geht es auch um lokale Spezialitäten, auch in Lokalen.

Und was sind nun genau die Punkte, mit denen man Entscheider überzeugen kann, dass Straubing sich lohnt, weil es den Kunden gefallen wird?

Boaretto: Wenn man Typisches herzeigen kann. Dass man die bayerische Kultur erleben kann.

Was ist bayerische Kultur in dem Zusammenhang? Normales Stadtplatzleben, oder dass man Blasmusik und Menschen in Lederhosen erlebt?

Boaretto: Das würde eine sehr große Rolle spielen. Man kann ja viele Fakten erzählen, aber wenn ich als Tourist nach Hause fahre, dann habe ich im Kopf nicht die ganzen Fakten. Ich habe im Kopf das Bild von einem Schuhplattler oder von der Musik, die gespielt hat. Das ist, was als Eindruck bleibt.

Ist es also hilfreich, wenn man zu dieser Donaukonferenz auch den Entscheidern aus den Agenturen und Reedereien solche Bilder anbietet? Dass also irgendwo Blasmusik spielt und Volkstanz und Dirndl und Lederhose da sind?

Boaretto: Das wäre gar nicht verkehrt. Es wäre eine Einladung, ein Zeigen, was ich anzubieten habe, und dass ich es ernst meine. Die Stadt muss sich Mühe geben, weil es diese Probleme gegeben hat. Hätte es diese Probleme nicht gegeben, bräuchte die Stadt sich nicht so – in Anführungszeichen – ‚stark bemühen‘. Aber jetzt muss die Stadt diese Kunden zurückgewinnen. Und da gewinnt man nur, wenn sie sich anstrengt und etwas zeigt, von dem die Entscheider sagen: da muss ich meine Kunden hinschicken. Sonst wird es schwer, irgendjemand zu überzeugen.

Davide Boaretto, Danke für das Gespräch!

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