Interview: Georg Dasch

Foto: Engel

Ressourcenschonendes Bauen ist sein Lebensthema. Vor knapp 30 Jahren hat er das erste Nullenergie-Haus in Deutschland entwickelt, das erste Plusenergie-Bürogebäude kommt auch von ihm, und eines ist sicher: Mainstream ist der Mann nicht. Von 2014 bis 2020 war er für die ÖDP im Stadtrat. Jetzt kandidiert er wieder, Grüne Liste, Platz 15, kein sicherer Platz: Georg Dasch, 64, Architekt und Baupionier.

Georg Dasch, warum jetzt die Grünen, nicht mehr die ÖDP?

Georg Dasch: Das war so eine strategische Überlegung. Ich wollte auf die Wirtschafts- und Energiepolitik ein bisserl Einfluss nehmen, und das ist mit einer Partei, die nur lokal tätig ist, nicht möglich. Das ist mir aber nicht gelungen. Wir haben da keinen Zugang gefunden.

Wie ist das gemeint?

Dasch: Ich hab ja das Sonnenhaus-Institut e.V. vor 23 Jahren gegründet, wir haben immer wieder auch Kontakt in die Regierungen gehabt, bayerisches Wirtschaftsministerium, Bundesumweltministerium, Bundesbauministerium. In der Regierungszeit der Ampel mit den Grünen ist uns das aber nicht gelungen.

Und wie ist jetzt das Verhältnis zur ÖDP, bei der ja auch Maria Stauber nach sechs Jahren Pause wieder kandidiert?

Dasch: Ich bin ja schon länger bei den Grünen, das ist aber nicht in der Zeitung gestanden. Und Grüne, ÖDP: Ich kann an sich bei beiden Parteien sein. Ich kann gar nix Schlechtes über die ÖDP sagen. Das ist nach wie vor eine Partei, die ich sehr schätze.

Und diese sechs Jahre Pause?

Dasch: Ja, weil ich das nicht wollte, direkt von den einen zu den anderen. Das ist mir ganz wichtig zu sagen, ich schätze die ÖDP sehr.

Und jetzt die Vorstellung bei der Listenaufstellung: Sie waren der Einzige, der ein konkretes kommunales Problem angesprochen hat, nämlich den Nikolapark mit dem geplanten Seniorenheim-Neubau, der viele Bäume kosten soll. Zitat: „I wissad, wias geht, ohne dass ma den halben Nikolapark absägt.“ Wie tät’s denn gehen?

Dasch: Grundsätzlich muss man einem Planer die richtigen Vorgaben machen. Wenn ich einem Planer sag: „Da hast du eine grüne Wiese, du kannst machen, was du willst“, dann kommt sowas raus wie die Planung für den Nikolapark. Aber wenn ich dem Planer sag: „Wir brauchen Möglichkeiten, dass wir an dieser Stelle das Altenheim entwickeln, ohne den Park wegzumachen“, dann gibt’s Möglichkeiten. Da stehen zwei Gebäude, die von den Sanierungskosten so teuer sind, dass man’s auch abreißen kann, und schon wär genug Platz, ohne dass man den Park niedermetzelt. Das ist eine Möglichkeit.

Was ist eine andere?

Dasch: Eine andere Möglichkeit wär, sag ich jetzt ganz lapidar, dass man zum Stoffel geht und sagt, „du hast wunderbare Grundstücke, willst uns ned a Altenheim bauen?“ Das wäre wahrscheinlich inklusive Grundstück deutlich günstiger als die Lösung, die hier angestrebt wird. Es gibt viele Möglichkeiten. Es ist einfach so, dass da ein grundsätzlicher Denkfehler da ist.

Welcher?

Dasch: Die Argumentation ist doch: Wenn wir nicht da hinbauen in diesen Park, dann können wir’s uns nicht leisten. Das bedeutet ja explizit: Dieser Park hat keinen Wert. Aber der Park ist doch total wertvoll. Da mach ich doch etwas Wertvolles kaputt, und das ist Blödsinn. Und es ist auch so, dass dieser Entwurf, der da vorliegt, ein sehr luxuriöser Entwurf ist, was den Flächenverbrauch angeht, und der wahrscheinlich auch gar nicht realisiert werden kann, weil er einfach zu teuer ist. Und wenn er doch gebaut wird, ist er so teuer, dass wir uns die Plätze eh nicht leisten können. Ich werd mir einen Platz dort jedenfalls nicht leisten können.

Jetzt haben Sie auch – und das war der andere interessante Aspekt – auch gesagt: Notfalls ein Bürgerbegehren dazu. War das spontan gesagt oder schon abgesprochen mit Feride Niedermeier und Erhard Grundl?

Dasch: Ein Bürgerbegehren mit dem Ziel, dass man einfach die Planung neu aufsetzt mit klaren Vorgaben, welche Möglichkeiten es gibt, den Park zu erhalten und trotzdem ein Altenheim zu bauen. Weil die Idee: „Wenn wir den Park nicht plattmachen, können wir kein Altenheim bauen“ – das ist schon sehr fantasielos.

Und war das spontan oder schon durchgesprochen?

Dasch: Ich hab dieses Bürgerbegehren jetzt spontan in den Ring geworfen. Aber dieser Park und wie man mit ihm umgehen will, beschäftigt mich schon seit zwei Jahren, und da bin ich auch schon lange im Gespräch mit der Feride Niedermeier.

Die letzten sechs Jahre haben Sie die Entwicklung in Straubing aus einer gewissen Distanz betrachtet. Wie sehen Sie die Entwicklung grundsätzlich?

Dasch: In den Bereichen, in denen ich Fachwissen hab, seh ich Verbesserungsbedarf. Da gibt’s ein paar Dinge, die ich nicht versteh. Das fängt an mit dem Uni-Neubau, der da in der Donau steht auf der Sondermülldeponie, und jetzt wieder der Bau des Medizin-Campus. Das ist für mich so kleingeistig. Das ist eine enge Baulücke, die wird extrem ausgenützt. Und wenn der Medizincampus ein Erfolg wird und man muss erweitern, dann ist da no way, keine Chance. Wir haben der TU München das Karmelitenkloster schmackhaft gemacht, und das bedeutet, dass 20 Jahre lang fast nichts passiert, weil das kompliziert ist, ein Kloster zu entwickeln zu einer Uni. Für das Geld, dass da nach Straubing fließt, hätten wir viel mehr TU München in Straubing haben können, und auch zehn Jahre früher. Das sind Dinge, die schaden Straubing. Die Entwicklung geht langsam, und vielleicht ist sie irgendwann auch vorbei.

Sie waren damals im Stadtrat ein streitbarer Geist, und ein CSU-Kollege hat über Sie gesagt: „Der Dasch hat schon kluge Sachen gesagt“. Jetzt sind Sie 64. Was fällt Ihnen zu dem Wort „Kompromiss“ ein?

Dasch (lächelt): Schauns, ich bin seit ewig selbständig, und als Architekt organisier ich Projekte. Man ist sehr kompromissfähig, wenn Projekte laufen. Da kann ich nicht so recht verstehen, wie man denken kann, dass es mir an Kompromissfähigkeit fehlt. Da würden meine Baustellen nicht laufen. Im Übrigen laufen die im Schnitt wesentlich besser als die Straubinger Baustellen.

Listenplatz 15: Fünf Sitze haben die Grünen derzeit, ob’s mehr werden, ist fraglich. Warum nicht weiter vorn?

Dasch: Wie ich bei der Aufstellungsversammlung gesagt hab: Ich bin zufrieden, wenn ich mein Fachwissen in die Fraktionsarbeit einbringen kann, und das muss nicht unbedingt als Stadtrat sein. Stadtrat sein ist kein Honigschlecken und sehr zeitintensiv, und ich hab Projekte, die wir jetzt starten und die sechs, sieben Jahren laufen. Und da noch ein bisserl positive Impulse in die Stadtpolitik zu bringen, damit bin ich zufrieden.

Georg Dasch, Danke für das Gespräch.

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