Da schau her: Grüne mit Dasch!
OB-Kandidat Erhard Grundl (erste Reihe Mitte) und sein Team. Foto: Engel
Am Dienstagabend haben die Grünen ihre Stadtratsliste aufgestellt, die zweiten nach der SPD, und wie die SPD-Liste zuvor und in den kommenden Wochen die anderen, handelt es sich um „eine tolle Liste“, wie auch Gisela Sengl, Landeschefin der Bayerischen Grünen, unmittelbar nach der Aufstellung betont hat. 40 Namen, aus Platzgründen verweise ich zum Nachlesen aller 40 aufs Tagblatt. Aber ein paar gehen wir hier selbstverständlich doch durch, und einer sticht richtig heraus: Georg Dasch ist wieder da!
Alle fünf bisherigen Stadträte kandidieren wieder, OB-Kandidat Erhard Grundl auf 1, Heidi Webster auf 4, Wolfgang Steinbach auf 5, Fraktionschefin Feride Niedermeier auf 6 und Jürgen Steinmetzer auf 7. In den Top Ten sind außerdem Kreisverbandschefin Silke Prößl auf 2, Klinikumsarzt Jochen Grassinger auf 3, Ulrike Obermaier auf 8, Polizeilaborleiter Lukas Boneder auf 9 und die Sopranistin Juliane Spandl auf 10. Die interessanteste Personalie findet sich aber fünf Plätze später: Georg Dasch auf Platz 15.
Im vorletzten Stadtrat war Dasch Mitglied der ÖDP-Fraktion. Für den letzten Stadtrat hat er nicht kandidiert, aber jetzt wieder, und zwar für Grün. Seine Vorstellungsrede: Durchaus bemerkenswert. Das war schon anders als bei allen anderen. Man hört bei solchen Wahlen ja im Grunde immer das Gleiche: Bildung. Natur und Klima. Soziale Gerechtigkeit. Dazu Einsatz für die Demokratie mit Kampf gegen die AfD, Vielfalt, Respekt, mehr Bürgerbeteiligung und mehr Fuß- und Radwege. Dasch war da anders.
Dasch: „I wissad, wias geht“
Durch mangelndes Selbstbewusstsein ist Georg Dasch, 64 inzwischen, noch nie aufgefallen. In seinen sechs Jahren im Stadtrat war er immer einer, der das gesagt hat, was er gedacht hat, und zwar sehr deutlich. Das hat er auch am Dienstagabend gezeigt. „Ich bin einer von Deutschlands Solararchitekten, die seit 30 Jahren Solararchitektur machen“, so stellt er sich vor und geht sofort in Vollen, nicht mit abstrakter Nachhaltigkeit oder sozialer Gerechtigkeit, sondern sehr konkret: Der Seniorenheim-Neubau in St. Nikola, ein Straubinger Streitprojekt, für das etliche Bäume im kleinen Nikolapark gefällt werden sollen:
„I wissad, wie des geht“, sagt Georg Dasch zur Versammlung, „dass man a neues Altenheim baut, ohne dass man den halben Nikolapark absägt. Weil, des find i so daneben.“ Und dann setzt er noch einen mächtigen Satz drauf: „Ich bin dafür, dass man ein Bürgerbegehren dazu macht“, und er wiederholt: „I wissad, wias geht, und i versteh was von der Sach.“
Georg Dasch. Foto: Engel. Ein besseres Foto hab ich noch nicht, weil ich zu spät geschaltet hab.
Ob er von Platz 15 den Sprung in den Stadtrat schafft, ist allerdings fraglich. Hauptsächlich, erklärt er seine Kandidatur, möchte er die Grünen unterstützen. Und warum nicht mehr die ÖDP? Mei, die sind halt seine Wurzeln, irgendwie, weil „ich war schon grün, wie’s die Grünen noch gar nicht gegeben hat.“ Irgendwie wilder halt sind die Grünen, was man an diesem Abend aber nicht so ganz glauben möchte, weil die früher so unangepassten Grünen inzwischen auch eine Vorliebe für formelhafte Korrektheiten entwickelt haben, die beachtlich ist.
Grundl: „In Straubing viel festgefahren“
Wenn zum Beispiel ein Mann auf Platz 1 kandidieren will, weil er als OB-Kandidat auf Platz 1 gehört, müssen alle anderen Männer auch auf ungerade Plätze. Weil das Parteistatut aber für Männer gerade Plätze vorschreibt, müssen erst alle stimmberechtigten Frauen abstimmen, ob das so geht. Und: Wenn ab Platz 35 nur noch Männer kandidieren, weil nicht genug Frauen wollen, müssen auch erst alle stimmberechtigten Frauen abstimmen, ob nur Männer von Platz 35 bis 40 in Ordnung sind. Ein etwas umständlicher Formalismus, der etwas sehr bürokratisch wirkt und damit endet, dass die Männer am Ende in Ordnung sind. Und was bleibt ansonsten noch übrig von diesem Abend? Das Schlusswort des OB-Kandidaten: Erhard Grundl.
Schon zu Beginn hat er ein paar Worte zu seiner Kandidatur gesagt und dabei klargemacht, dass die Grünen die zweitstärkste Partei in Straubing bleiben wollen, „vor der SPD, die hier schon Oberbürgermeister gestellt hat“. Am Ende folgt dann eine Attacke: „Ich hab jetzt 18 Jahre den gleichen OB erlebt, und es war kein Mangel an guten Reden. Aber ich stelle fest, dass Einiges sich festgefahren hat, und in erster Stelle in der Verwaltung.“ Wie zuvor Dasch greift er das Thema Nikolapark auf, und mit dem Stichwort „Plazadebakel“ kommt dann der direkte Angriff auf Markus Pannermayr: „Man kann nicht versprechen, versprechen, versprechen und dann nicht halten.“
Ach ja, und noch eine Tendenz: Kommunalpolitik tendiert zur Familie. Bei der SPD haben wir Vater und Tochter Stranninger, dazu die Geschwister Bernd Vogel und Anke Niefanger. Die beiden haben noch eine Schwester, nämlich die Grünen-Kreischefin Silke Prößl, und kämen alle drei in den Stadtrat und täten sich dort zusammen, hätten sie Fraktionsstärke. Und dann ist noch spannend, ob Ulrike Obermaier es schafft: Platz 8 ist nicht schlecht, sie selbst als Hebamme im Klinikum durchaus bekannt, und ihr Mann ist Prof. Robert Obermaier, Stadtrat der CSU.
