„Insgesamt verheerend“
Designierter grüner OB-Kandidat: Erhard Grundl. Foto: Grundl
„Ein Vorzeigeprojekt für ganz Niederbayern“ soll Straubings neues Gewerbegebiet Eglseer Breite sein, nachhaltig und ökologisch. „Die künftigen Ansiedler“, warb die Stadt Straubing noch vor einem Jahr, „werden ihrerseits beim Bau und Betrieb ökologische Kernthemen für sich definieren und umsetzen. Dabei werden die Unternehmen mit Hilfe eines Maßnahmenkatalogs zu nachhaltigem Handeln inspiriert und motiviert.“ Und jetzt verlässt mit der Loibl Fördertechnik GmH ein in Straubing gegründetes und sich immer besser entwickelndes Unternehmen die Stadt und geht nach Oberschneiding. Warum? Loibl selbst hält sich bedeckt und spricht nur vom „besseren Gesamtpaket“ in Oberschneiding, die Stadt gibt ebenfalls keinen Kommentar.
Erhard Grundl, designierter grüner OB-Kandidat, wie werten Sie den Weggang von Loibl?
Erhard Grundl: Wenn es nicht gelingt, ein neues Unternehmen anzusiedeln, dann ist das eine Sache. Eine andere Sache ist aber, wenn man ein vor Ort vorhandenes prosperierendes Unternehmen verliert. Dann ist das schon ein Einschnitt, weil man mit diesem Unternehmen ja auch Gewerbesteuer verliert.
Was genau verliert Straubing damit?
Grundl: Ein Punkt dabei ist, dass Loibl im Schüttgüter-Bereich tätig ist und die Schüttgüter tragen einfach zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks in der Industrie bei. Und das heißt wieder: Die Zukunft ist positiv für die Firma Loibl, leider jetzt nicht mehr in Straubing. Da kann man dem Bürgermeister von Oberschneiding nur gratulieren.
Gerüchte und unbestätigte Infos sagen, das Problem sei gewesen, dass die Stadt zu viele Vorgaben gemacht habe. Die Bedingungen zur Eglseer Breite seien ein grünes Wunschkonzert, das nicht in die Zeit und die Situation der Stadt passt. Kann da grundsätzlich was dran sein?
Grundl: Ich denke nicht, dass man das auf die Nachhaltigkeit wälzen sollte, die in der Eglseer Breite vorgesehen ist. Der OB hat damals in der Debatte gesagt, wenn wir das Gewerbegebiet so durchbringen wie er sich das vorstellt, dann erleichtert das Ansiedlungen. Und jetzt haben wir nix. Ich glaub auch nicht, dass Loibl den Schutz der Umwelt in den Wind schlägt. Dass Loibl geht, hat wohl andere Gründe, und die sind wahrscheinlich im Gesamtpaket zu suchen.
Was könnte das heißen?
Grundl: Dazu werde ich das Gespräch mit Loibl selber suchen, weil ich mich gerne an Fakten halte. Fakten sind so etwas wie der Gewerbesteuer-Hebesatz und die Größe des benötigten Areals. Das sind Dinge, die ich mit Gesamtpaket meine. Wir haben in Straubing mit 400 zu 350 einen höheren Gewerbesteuer-Hebesatz als Oberschneiding. Das spielt natürlich immer eine Rolle. Ich kenne auch die zu versteuernde Summe von Loibl nicht im Detail, aber ausgehend davon, dass ich vor meiner Zeit als Bundestagsabgeordneter unternehmerisch in Straubing tätig war und jetzt Bilanzsummen hochrechne, würde ich sagen, mit dem Weggang der Loibl GmbH geht für Straubing sicher eine Millionensumme verloren. Bei all den offenen Finanzgräbern in der Stadt ist das insgesamt verheerend.
Was würden Sie noch unter das Gesamtpaket rechnen, das in Oberschneiding offenbar besser war?
Grundl: Natürlich auch, wie schaut die Parzellengröße aus? Da stell ich fest, dass Oberschneiding schon sehr flexibel ist. Aber wenn wir unsere Parzellengrößen schon im Vorhinein festgezurrt haben und vielleicht nicht mehr verhandlungsfähig sind, dann ist das schlecht. Meine bescheidene Erfahrung aus 17 Jahren Selbständigkeit ist: Ich konnte nie der Kostengünstigste sein, unter diesem Aspekt hätte ich nie ein Geschäft gemacht. Aber das Gesamtpaket hat gepasst. Natürlich ist das auch eine atmosphärische Frage, und ich kann nur vermuten, Oberschneiding ist einfach besser gewesen als Straubing. Ich bin jetzt einigermaßen perplex, dass das möglich ist, weil Straubing ja viele Vorteile zu bieten hätte. Aber dieses Geschäft ist gelaufen.
Was heißt das nun alles für die Eglseer Breite?
Grundl: Das ist ja nicht das erste Mal. Sennebogen hat ja auch nicht in Straubing erweitert, sondern in Steinach. Ich glaube, das Ziel der Eglseer Breite, erweiterungswillige Straubinger Betriebe in Straubing zu halten, dieses Ziel ist vorerst gescheitert.