„Es wird Wandel geben“

Straubings Wirtschaftsförderin Daniela Bachmeier. Foto: Engel

Am Mittwoch, 10:00 Uhr Vormittag, war Ende der Ausschreibung zum Fischpavillon auf dem Ludwigsplatz. Schon im Vorfeld hat es Prognosen gegeben, dass es keine Bewerbungen geben werde, und damit keinen Fischstand, keinen Bürgerentscheid und keine aufgeregten Diskussionen mehr, ob und wie teuer und überflüssig ein Fischstand ist. Keine Bewerber: Das heißt, alles bleibt, wie es ist und damit wohl so, wie es ein Leserbriefschreiber im Tagblatt dringend empfohlen hat: „Leberkäs, Weißwurst und Weißbier“ dürfen weiterhin „Straubings kulinarische Markenzeichen“ bleiben. Das kann man wunderbar finden. Aber man muss nicht.

Daniela Bachmeier, Leiterin der Wirtschaftsförderung im Rathaus: Trifft es denn zu, dass keine Bewerbung eingegangen ist?

Daniela Bachmeier: Das kann ich so bestätigen. Bis Ende der Angebotsfrist am Mittwoch, 10.00 Uhr Vormittag, ist keine Bewerbung eingegangen.

Was glauben Sie, was die Gründe sein könnten?

Bachmeier: Das kann zum jetzigen Zeitpunkt nur Spekulation sein, wir haben bis jetzt keine Rückmeldungen. Es wäre interessant, Rückmeldungen zu bekommen und zu hören, was die Knackpunkte waren.

Die Idee ist ja von privater Seite gekommen. Hat bisher niemand gesagt, warum sich gar keiner bewirbt?

Bachmeier: Wir haben da noch nicht gesprochen. Aber das wird in der Analyse sicherlich noch ein Thema sein.

Es gibt Leute, die sagen, Interessenten hätten in Gesprächen bestimmte Wünsche zur Gestaltung der Freifläche gehabt, zu Wind- und Regenschutz, die die Stadt nicht erfüllen wollte oder konnte.

Bachmeier: Die Ausschreibung für den Betrieb des Marktpavillons enthielt u. a. auch die Rahmenbedingungen für die Freischankflächengestaltung. Für den Fischstand sollten die gleichen Vorgaben gelten wie für die übrige Gastronomie. Das kann durchaus mögliche Bewerber abgehalten haben. Aber wie gesagt, das ist reine Spekulation.

Eine andere Ursache könnte sein, dass plötzlich ein sehr ablehnendes und abschreckendes Klima in der Stadt war, so dass ein Interessent vielleicht sagt, in solch einem Umfeld lohnt Investieren sich nicht. Wie haben Sie die öffentliche Diskussion erlebt?

Bachmeier: Sie haben diese Diskussion auch in Ihrem Blog angesprochen und geschrieben, dass sich bei diesem Diskussionsverlauf wohl niemand mehr bewerben wird. Das kann auch ein Grund sein, dass sich den Schuh keiner mehr anziehen will und stattdessen sagt: Wenn der Pavillon so heiß diskutiert ist, kann ich nicht mehr sicher sein, ob das Geschäft laufen wird. Aber ich muss noch einmal sagen, das sind Spekulationen zum jetzigen Zeitpunkt.

Zu dieser Diskussion: Vor wenigen Tagen erst hat ein Freund gesagt, er versteht gar nicht, warum soll die Stadt einen Fischstand für 250 000 Euro bauen, und die 250 000 Euro kennt er deshalb, weil „das sagen doch alle“. 250 000 Euro sind aber fast das Doppelte von den 150 000 Euro, die die Stadt genannt hat. Dazu falsche Fakten wie „Fisch gibt’s bei der Nordsee“ und „Was hat Straubing mit Fisch zu tun?“. Hätte die Stadt mit mehr Aufklärung ein freundlicheres Klima schaffen können, damit Fehlinformationen gar nicht erst entstehen?

Bachmeier: Eine gute Frage. Von unserer Seite sind ganz transparent die Fakten rausgegangen, die auch an den Stadtrat gegangen sind und die auch in Interviews kommuniziert worden sind. Das war inhaltlich tatsächlich zum Teil anderes als das, was dann in der weitergehenden Diskussion weitererzählt worden ist. Wir haben immer wieder auf die Fakten verwiesen und transparent informiert. Ich weiß nicht, ob es ein Kuriosum unserer Gesellschaft ist, dass man offiziellen Informationen nicht mehr so sehr vertraut?

Warum war das Thema plötzlich vielen so wichtig?

Bachmeier: Das Thema hat, glaube ich, deswegen sehr polarisiert, weil es um den Straubinger Stadtplatz geht. Vielleicht ist beim Thema Stadtplatz die Veränderungsbereitschaft nicht ganz so gegeben. Das wäre bei diesem Projekt aber gefordert gewesen, dass eine Stadt da auch mitgeht. Und da ist es dann natürlich traurig, dass eine Diskussion entstanden ist, die zum Teil auf falschen Informationen basierte.

Was sind die Konsequenzen aus dem Versuch? Sie haben lange für dieses Projekt gearbeitet und ich glaube, es war nicht einfach, den Denkmalschutz zu überzeugen. Das wird Ihre Arbeit für neue Dinge am Stadtplatz doch vermutlich nicht leichter machen.

Bachmeier: Es war schon ein gemeinsamer Weg der Verwaltungsstellen, und der Denkmalschutz war natürlich mit im Boot. Auch das ist eine Information, die oftmals nicht angekommen ist. Das war ein abgestimmtes Vorgehen mit vielen Stellen, die mitentscheiden, wenn sich in der Innenstadt so etwas entwickeln soll. Für mich war es aus einem Grund ein wichtiges Projekt: Der Ansatz für unsere Innenstadt muss, glaube ich, sein, dass man Alleinstellungsmerkmale findet und deren Potential hebt. Und für mich ist die Donaufischerei ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal auch in Straubing. Das hätte man auch aufgrund der traditionellen Verankerung in der Stadt gut in die Innenstadt bringen können.

Und die Auswirkungen für die künftige Arbeit in der Innenstadt?

Bachmeier: Wir möchten diesem Blickwinkel treu bleiben: Wir suchen uns Alleinstellungsmerkmale, die ein gewisses Potential haben, und entwickeln dazu Projekte, um damit die Innenstadt weiter zu bereichern. Persönlich lass ich mich davon nicht abbringen, auch wenn sich jetzt bei diesem Projekt im Moment kein Bewerber gefunden hat. Ich will auch nicht zu weit in die Zukunft gehen. Ich kann jetzt nur sagen, ich möchte mich davon nicht entmutigen lassen, weil ich glaube, dass es sehr viele Menschen gibt, die schon auch diesen Wandel der Innenstädte aktiv begleiten wollen. Und es wird diesen Wandel geben, ob man ihn sich wünscht oder nicht. Ich bin überzeugt davon, dass es viele Menschen gibt, die auch veränderungsbereit sind.

Glauben Sie, dass es noch einen Weg für den Fischstand gibt, wenn Sie in nächster Zeit in die Analyse und Gespräche gehen?

Bachmeier: Das wäre jetzt Glaskugel. Für nächstes Jahr, Frühjahr, wird’s sicher nicht mehr funktionieren. Das ist klar. Lassen Sie uns einfach die Analyse und Rückmeldungen abwarten.

Daniela Bachmeier, vielen Dank für das Gespräch.

Weiter
Weiter

Kandidat Spielbauer