Oh mei, diese Begründungen

Viktualienmarkt: Geht ja gar ned, oder doch?

Bei der Lektüre des Straubinger Tagblatts von heute ist mir ein Satz meines Vaters in den Sinn geschossen: „Buam“, hat mein Vater einmal gesagt, „merkts euch: Wenn einer mehr als einen Grund hat, warum er etwas nicht machen kann, dann stimmt keiner von seinen Gründen.“ Aus diesem Grund hat mein Vater – ein Jurist – in den Schriftsätzen gegnerischer Anwälte alle Begründungen angestrichen, denen eine zweite und dritte Begründung in Form eines „Außerdem“ oder „Zudem“ gefolgt ist. „Da muss man hinschauen“, hat er gesagt, „das lohnt sich meistens.“ Warum erzähle ich das?

Ich erzähle das deshalb, weil in dem Tagblatt-Artikel „Kein Platz für Gärtner“ ziemlich viele „Außerdem“ und „Zudem“-Begründungen vorkommen, die alle erklären, warum es schlichtweg unmöglich ist, einen Ersatzstandort für den Wochenmarkt für die Bürgerfest- Auf- und Abbauzeit zu finden.

Am Viktualienmarkt geht es zum Beispiel deshalb nicht, weil er „zu klein“ ist, „um alle Beschicker des Wochenmarkts dort unterzubringen.“ Dann folgt ein Außerdem: „Außerdem werde er gebraucht, um während des Bürgerfests Behindertenparkplätze und Taxi-Stellplätze auszuweisen.“ Dann folgt ein Zudem: „Zudem gebe es dort keine Möglichkeit, die von den Beschickern benötigte Strom- und Wasserversorgung herzustellen.“

Straubing erklärt gern, wie’s nicht geht

Leser, ich weiß nicht, wo du im Juni des Jahres 2 000 warst, aber ich war auf dem Straubinger Bürgerfest. Es hat sich erstreckt bis auf den Viktualienmarkt. Dort war eine Bühne, und sie war voller Strom. Denn auf dieser Bühne hat DJ Ötzi gespielt, und zwar den damaligen Mega-Hit “Ich bin so schön, ich bin so toll, ich bin der Anton aus der Tirol”. Er war verpflichtet worden, kurz bevor der Anton zum Hit wurde, er war deshalb günstig zu haben. Beim Auftritt selbst war Ötzi schon ein Star. Behindertenparkplätze und Taxistellplätze müssen damals deshalb anderswo gewesen sein, denn glauben Sie mir: Der Platz vor der Bühne mit DJ Ötzi war voll mit Ötzi- und Anton-Fans.

Wenn ich nun lese, dass der Viktualienplatz mit viel “zudem” und “außerdem” nicht geht, neige ich einer Auffassung zu, die von Straubinger Bürgern immer wieder geäußert wird: Straubing ist keine Stadt, die gerne erklärt, wie etwas geht. Straubing ist eine Stadt, die lieber erklärt, warum etwas nicht geht. Bei einem anderen Bürgerfest war auf dem Viktualienmarkt einmal ein Beachvolleyballfeld aufgebaut. Wo war der Taxistand da?

Die Aprilgasse: Die Betonpoller stehen oben am Stadtplatzeingang. Wären sie 50 Meter weiter unten am FuZo-Beginn nicht sinnvoller?

Ich habe deshalb beschlossen, ab sofort „Warum es nicht geht“-Erklärungen der Stadtverwaltung zu sammeln. Vielleicht lässt sich einmal ein Buch daraus machen, oder ein Film, oder ein Theaterstück oder sonst etwas in der Art. Warum zum Beispiel kann man nicht wenigstens für die Obst- und Gemüsestände von Ingerl und Seubert einen Platz finden? In der Aprilgasse zum Beispiel? Warum ist es nicht möglich, die beiden Sicherheits-Betonklötze 50 Meter tiefer in die Aprilgasse hinein zu verlegen, dahin, wo die Fußgängerzone beginnt?

Bürokratischer Unsinn

Dann wäre – und zwar gut sichtbar vom Stadtplatz her - zwischen Stadtplatz und den Betonklötzen, locker Platz für zwei Obst- und Gemüsestände. Es ist Leerstand in der Gasse. Vor dem Leerstand ist Platz. Aber das macht man nicht. Lieber schneidet man Gassen unnötig vom Stadtplatz ab, und was aus dem Obst und Gemüse wird, das frisch verkauft werden soll, ist ja nicht das Problem des hiesigen Stadtmarketings.

Durchaus auch irritierend ist noch eine Aussage des Stadtmarketingmanagers im Tagblatt: „Wenn die Beschicker des Grünen Markts auch beim Bürgerfest dabei sein wollen, sollten sie sich wie alle anderen auch um einen Standplatz bewerben. Aber dann müssten sie auch am Sonntag präsent sein und ihre Waren anbieten.“ Geht’s eigentlich noch bürokratischer?

Wenn der Stadtmarketingmanager ernsthaft auf solch einem bürokratischen Unsinn besteht, dann sollte ihm aber auch klar sein, dass kein Bürgerfestteilnehmer am Freitag vor 17.00 Uhr mit dem Verkauf beginnen darf. Was wäre damit gewonnen? Wenn der OB ernsthaft vorhat, in dieser Stadt Bürokratieabbau zu betreiben: hier könnte er anfangen, oder einen Grund nennen, warum das nicht geht. Aber nur einen, kein „zudem“ und „außerdem“, und das Buch könnte „Leider, geht ned“ heißen.

Weiter
Weiter

Semmelspende für den Giggerl