Blech für die Plaza?
Das war der Plan: Glasdach, lichtdurchlässig, integrierte PV-Anlage, auch optisch gelungen. So wird es nicht werden. Foto: Stadionwelt.de
Der Herbst wird wohl heiß im Hochbauamt. Der OB hat intern offenbar Klartext geredet. Wie aus dem Rathaus-Umfeld zu hören ist, hat Markus Pannermayr klargemacht, dass ein erneutes Verschieben des geplanten Plaza-Glasdachs am Eisstadion nicht mehr in Frage kommt. Öffentlich hatte der OB zuvor schon mehrfach erklärt, dass das Dach zwischen Saisonstart und Jahresende kommen werde. Im Hochbauamt hatte man das wohl eher als unverbindliche Absichtserklärung verstanden, vielleicht auch als Wunsch oder Bitte, nicht aber als ernstgemeinten Termin. Dort ging man dem Vernehmen nach bis zum OB-Klartext davon aus, erneut verschieben zu können. Jetzt wird es eng.
Ursprünglich sollte das ganze Projekt schon 2023 fertiggestellt sein. Doch immer wieder wurde verschoben. Allein für 2025 wurden erst Frühling, dann September und aktuell Jahresende als Termine genannt. Halten konnte das Hochbauamt bisher keinen. Im Juni hatte der OB öffentlich erklärt, das Dach werde definitiv „zwischen Saisonstart und Jahresende“ kommen, nach dem Saisonstart vor zwei Wochen hatte er „es kommt noch in diesem Jahr“ versichert. Doch weil dem Amt erst spät klar wurde, dass der Termin diesmal ernst gemeint ist, steht jetzt für den OB Einiges auf dem Spiel.
Neun Wochen nach Neujahr ist Kommunalwahl. Ein erneutes Schieben käme da nicht gut an. Bei den Fans der Tigers nehmen die Fragen zu, auch Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen hatte kürzlich bei der Einweihung des Eishockey-Reliefs am Stadion öffentlich angemahnt: „Das Dach fehlt immer noch. Ich spreche den OB ständig darauf an.“ Der OB und der Baureferent standen daneben, umgehend und erneut versprach Pannermayr, dass das Dach „rechtzeitig fertig“ werde, und im Anschluss versicherte Baureferent Oliver Vetter-Gindele: „Wenn der OB das sagt, dann wird das auch so sein.“ Wird es das wirklich? So wie geplant wohl eher nicht.
„Entscheidungsschwäche im Amt“
Was aus dem Umfeld dringt, klingt verheerend. „Das einzige Amt, das seine Zusagen gehalten hat“, hört man aus dem Tigers-Umfeld grundsätzlich über den Stadion-Anbau, „war das Tiefbauamt.“ Über das Hochbauamt hört man so etwas nicht. Dort soll schon 2023 eine Planung zum Glasdach vorgelegen haben. Doch offenbar wurde immer wieder umgeplant, Aufträge vergeben wurden nie. Ob tatsächlich nur „Kostengründe“ und „Furcht vor Budgetüberschreitungen“ der Grund dafür waren, wird von gewöhnlich gut informierten Kreisen bezweifelt.
Zum Hochbauamt wird auch in der regionalen Baubranche immer wieder ein Wort genannt: „Entscheidungsschwäche“. Viele sehen darin den Grund für die ständigen Verzögerungen. Entscheidungen sollen zwischen Projektleitungs- und Chef-Ebenen hin und her geschoben werden, die Kommunikation mit Bau-Partnern und ausführenden Firmen soll durchgehend mangelhaft sein. Ansprechpartner im Amt sollen oft nicht erreichbar sein, Rückrufe selten erfolgen, das Ergebnis sollen fehlende Absprachen und fehlende Informationen sein. Damit geht Zeit verloren, und Zeit ist Geld. So steigen die Kosten.
In diesem Frühsommer sollen mehrere Angebote zu Bau und Montage des Glasdachs vorgelegen sein. Beauftragt wurde erneut niemand, eine Kommunikation mit den Firmen soll faktisch nicht stattgefunden haben. Einige Firmen sollen ihre Angebote inzwischen zurückgezogen und andere Aufträge angenommen haben. Neue Firmen sollen noch nicht gefunden sein.
Das Amt muss liefern
Auch bei der seit Jahren geplanten PV-Anlage war noch Mitte September ziemlich alles unklar. „Die Plazaüberdachung befindet sich in den letzten Zügen der Planung“, teilte die Pressestelle der Stadt am 12. September mit, „derzeit wird abschließend geprüft, ob die geplante Ausführung mit integrierter Photovoltaikanlage im vorgegebenen Budget realisierbar ist. Sollte dies nicht möglich sein, ist alternativ vorgesehen, die Photovoltaikanlage nachträglich an anderer Stelle zu installieren.“
„In den letzten Zügen der Planung“? „Derzeit abschließend geprüft“? Mitte September 2025? Auch diese nach jahrelanger Bauzeit noch nicht abgeschlossene Planung deutet auf eine tatsächliche Entscheidungsschwäche im Hochbauamt. In Straubings Baubranche wundert das wenige: Auch aus anderen Projekten im Umfeld des Hochbauamts wird von Entscheidungsschwäche, Verschieben, Liegenlassen und Nichtreagieren der Entscheidungsträger berichtet. „Das untere Personal ist meist freundlich und hilfsbereit“, sagt jemand aus der Branche, „aber alle haben erkennbar Angst vor den Höheren.“
Dass bis Jahresende Firmen ein Glasdach zaubern können, halten Branchenkenner inzwischen für nahezu ausgeschlossen. Ein Glasdach herzustellen, ist zeitaufwendig. „Erst müssen Firmen gefunden und Angebote eingeholt werden, dann muss der Auftrag vergeben werden, dann muss produziert und dann installiert werden“, sagt ein Kenner, „und das alles im Herbst und beginnenden Winter. Das ist kaum zu schaffen.“
Die Lösung ist Blech
Das Hochbauamt selbst sieht keine Versäumnisse. Auf Anfrage nennt das Amt „besondere statische Anforderungen“ die zu beachten waren, und dass immer klar war, „dass die Ideallösung herausfordernd sein wird“ und deshalb „im Frühsommer eine Markterkundung bzw. Preisanfragen bei verschiedenen Firmen durchgeführt“ worden sei. Dabei habe „sich bestätigt, dass die Umsetzung der Stahl-Glas-Konstruktion für die Firmen nicht einfach“ sei und „die Kosten nicht mehr im Rahmen der Kostenberechnung abgebildet“ werden könnten. Deshalb sei umgeplant und erneut Kosten abgefragt worden.
Im Klartext: Es war immer klar, dass auf diesem Untergrund Bauen auch statisch schwierig und eine Stahl-Glas-Konstruktion nicht einfach ist. Dann hat man geprüft, ob das wirklich so ist und entdeckt, dass das wirklich so ist. Aber ernsthaft hat man Planung und Kostenprüfung erst im Frühsommer 2025 und damit sehr spät begonnen. Dann folgen zwei entscheidende Sätze: „Aktuell werden für eine im Aufwand reduzierte und finanziell darstellbare Variante die endgültigen Angebote eingeholt. Der Auftrag für die Erstellung der Plazaüberdachung soll im Oktober erteilt werden.“ Das heißt: Seit man weiß, dass ein Glasdach bis Jahresende nicht mehr zu schaffen ist, sucht man eine andere Lösung und begründet das mit fehlendem Geld, obwohl grad ein Fischstand-Etat frei geworden ist und die Gewerbesteuer ein Million-Plus hat.
Denn ein Dach muss her, wenn es nicht heißen soll, dass das Hochbauamt den OB ins offene Messer hat laufen lassen. Nur: Wenn nicht Glas, was dann? „Stahlplatten, wie beispielsweise Trapezbleche oder Pfannenbleche“, sagt eine Fachseite im Internet, „gehören zu den günstigsten Optionen für die Dacheindeckung“, Wellbech oder Trapezblech, aus dem Baumarkt vielleicht. Das wäre nicht schön und auch nicht innovativ, aber es wäre ein Dach. Vielleicht gibt’s in der Baywa im Westpark im Schlussverkauf noch ein Sonderangebot, das wäre gut. Sonst müsste man sagen: Blech? Hätte man früher und billiger haben können. Hoffentlich klappt bis Jahresende wenigstens das.
Na also, geht doch! Ein guter Baumarkt hat zum Glück alles.