Ein Tag in Wels
Im Sommer eh super, auch für den Hund: Das Welser Wasserspiel. Foto: Engel
Wir haben eine Spritztour gemacht, und zwar nach Wels. Ich war noch nie in Wels. Aber es ist Straubings Partnerstadt seit 1972, irgendwann muss man da hin, und wäre Romans-sur-Isere nicht noch ein Jahr früher dran gewesen, wäre Wels sogar Straubings älteste Partnerstadt. Außerdem ist Wels Straubings nächstgelegene Partnerstadt, nur 170 Kilometer entfernt, und es ist eine schöne Stadt. Ich weiß das. Ich war ja dort.
Leider war es ein eher nasskalter Tag. Trotzdem war’s schön. Sie haben einen Stadtplatz, von dem eine Tafel sagt, dass er „einer der schönsten in Österreich“ ist, so wie wir von unserem sagen, dass er einer der schönsten in Bayern ist, und das stimmt auch. Obwohl schon auffällig ist, dass der Welser Stadtplatz zum Teil noch als Parkplatz missbraucht wird, das nimmt ihm einen Teil seiner Schönheit.
Aber es ist auch ein Wasserspiel drauf, genau genommen sind es sogar zwei. „Ja, eh!“, sagt die freundliche Frau in der Touristeninformation auf die Frage, ob das Wasserspiel gut ankommt, „da san de Familien da und de klaana Kinder rennan durch, des is a richtiger Treffpunkt!“ Seit 2018 haben sie dieses Wasserspiel, in der Nacht kann man es beleuchten, und sogar, wenn der Sommer vorbei und es eher nasskalt ist, freuen sich Hunde, wenn sie schnell einen Schluck aus dem Wasserspiel schlabbern können.
Dieses unglaublich charmante „eh“
Fast noch besser als das Wasserspiel selber hat mir aber dass „Ja, eh!“ gefallen. Wir Bayern sagen das auch oft. Aber unsere österreichischen Verwandten sagen das öfter. Dort ist das „eh“ vieldeutiger. Wir sagen „eh“, wo Nichtbayern „sowieso“ sagen. Wenn zum Beispiel eine Bedienung „Der Koch is heid scho hoamganga“, sagt, würden bayerische Gäste „Macht nix. Mia ham eh bloß an Durscht“ sagen, und ein österreichischer Gast auch. Norddeutsche dagegen würden mit „sowieso“ arbeiten statt mit „eh“, oder vielleicht mit einem Satz, in dem „Frechheit“ vorkommt, weil sie für einen Koch kein Verständnis haben. Aber darüber hinaus benutzen Österreicher das „eh“ noch in einem anderen Sinn.
In Österreich kann „eh“ nämlich auch „schon“ heißen, oder „schon auch“. Wo eine bayerische Bedienung „Ham’s scho an Hunger dabei?“ sagen würde, sagt die Kollegin in Österreich: „Ham’s eh an Hunger mitbrocht?“ Oder sie fragen dich: „Sans eh aus Bayern?“. Es kann aber auch „sicher“ heißen, im Sinne von „Kummt des Essen eh no heid?“ Oder „Hamma eh no gnua Gööd dabei?“ Man kann dieses kleine „eh“ so oft verwenden. Es ist eh so charmant. Das aber nur nebenher. Mir hat ja noch mehr gut gefallen.
Und Grün in 11 Sekunden: Bassd eh. Foto: Engel
Diese Fußgängerampel zum Beispiel, auf der Ringstraße, wo es hinübergeht von der Schmidtgasse zur Bäckergasse. Die Fußgängerampel dort hat einen Sekundenzeiger! Ich war begeistert. Man sieht, wie lange es dauert, bis es dann Grün wird und man losgehen darf, und man neigt nicht dazu, einfach loszugehen. „Gut“, werden Sie sagen, „des hamma in Straubing ja neuerdings eh auch, an der Stockergasse steht die.“ Da haben Sie recht. Aber dort zählt nur die Autoampel die Sekunden herab. Es sind aber die Fußgänger, die zum eher Losgehen neigen, und wir lernen: In Österreich ist man eh gscheid. Und jetzt kommt mein Highlight: Es ist dieses Schild.
Ein Umleitungsschild mit Pfeil nach rechts, und wenn man es auf den Kopf stellt, sagt es auch „Umleitung“ und der Pfeil zeigt dann nach links! Das ist so einfach, so simpel, so schlau. Es ist genial. Da wundert mich eh nicht, dass es in Wels eine Kreativmesse gibt, Mitte November auf dem Messegelände, das sie in Wels haben. Über 30 Messen gibt es dort pro Jahr, das ist sehr viel, auch im Vergleich mit Straubing.
Welser Pioniergeist
Man kann Wels und Straubing sehr gut vergleichen. Beide haben ein Römermuseum, aber unseres ist viel größer; dafür hat das Welser Römermuseum viel mehr Erklärungen, was Menschen wie mir sehr entgegenkommt. Beide haben einen Tierpark, aber unserer ist viel größer. Beide haben einen Flugplatz, aber unserer ist größer; dafür ist der Welser Flugplatz auch eine Art Tierpark für viele von Aussterben bedrohte Tiere. „Auf dem Gelände“, lesen wir bei Wikipedia, „befindet sich auch das letzte Vorkommen der Wechselkröte in weitem Umkreis. Unter den zahlreichen Insektenarten finden sich Seltenheiten wie Zahntrost-Sägebiene und Kurzschwänziger Bläuling.“
Und dann folgt eine richtige Sensation: „In den letzten Jahren kam es zum Nachweis von mehreren Arten, welche für Oberösterreich als ausgestorben galten. Zu diesen Arten gehört der Landkarten-Raublattrüsselkäfer, Steppen-Furchenbiene und Amazonenameise.“ Und außerdem: „Mit dem Getreidebock gelang sogar ein Neunachweis für ganz Oberösterreich.“ Und dann kommt noch dazu, dass auf diesem umweltfreundlichen Flugplatz vor gut 50 Jahren das erste Elektroflugzeug überhaupt gestartet und auch wieder sicher gelandet ist. Das ist Welser Pioniergeist, und wir wollen hoffen, dass unsere Forscher in Straubing bald mit einer Pioniertat nachziehen werden.
Eine Art Nawareum hat Wels natürlich auch. Es heißt Welios und ist eine Dauerausstellung zu erneuerbaren Energien. Aber da war ich nicht drin. In der Nähe ist nämlich der Welser Volksfestplatz, und grad haben sie aufgebaut für ihr Volksfest, das am heutigen Freitag beginnt. Was soll ich sagen? Es ist ein sehr kleines Volksfest, nur ein paar Fahrgeschäfte, ein Bierzelt für vielleicht 1100 Leute und eine Art Weinzelt, eh klar. Und obwohl dieses Volksfest erst am heutigen Freitag beginnt, ist es gestern schon losgegangen. Am Tag davor ist nämlich Probebeleuchtung. Da ist schon Betrieb, aber alles ist billiger. Ich finde, eine Probebeleuchtung ist eine schöne Idee.
„Und was ist mit Eishockey?“ werden Sie fragen, „wenn da alles so wie in Straubing ist, nur kleiner oder größer, muss da doch eh auch ein Eishockeyclub sein?“ Da haben Sie recht, und sogar doppelt, denn es gibt sogar zwei Clubs, den EC Kapsreiter Wels in der 1. Oberösterreich-Liga und den EC Fire on Ice Wels eine Liga drunter. Es sind Amateurligen, sie starten erst Mitte Oktober. In Straubing geht’s zum Glück heute abend schon los, und mein Gefühl sagt: Wir gewinnen in Mannheim. Und der Stefan Loibl scort eh.