Pflanzt Bäume!
Warum nicht so? Foto: Chat GPT
Wie finden Sie dieses Bild? Ich finde das hochinteressant. Okay, die Stadtplatz-Proportionen stimmen nicht ganz, der Turm und sein Haus auch nicht. Aber wurscht, man bekommt eine Vorstellung, eine Idee. Bäume am Stadtplatz: So könnte das sein. Das ist doch gut.
Ich wollte in dieser Woche ein Interview dazu machen, mit jemandem aus der Stadtverwaltung. Das Thema ist ja seit Jahren aktuell. Seit Jahren schimmert es auf, immer wieder. Sie sind ja kein eigenes Raumschiff in der Stadtverwaltung, sie wissen so gut wie der Rest der Welt, dass der Klimawandel schon da ist, und dass auch auf dem Stadtplatz die Sommer immer heißer werden. Also wollte ich fragen, wie das denn ausschaut mit Grün auf dem Stadtplatz, und ich wollte dabei dieses Bild zeigen und fragen, ob etwas in dieser Art überhaupt möglich ist.
Die offizielle Antwort auf meine Frage nach einer Erlaubnis zu einem Interview zu Grün auf dem Stadtplatz war dies: „Zum aktuellen Stand kann ich Ihnen mitteilen, dass wir derzeit an der Aufzucht geeigneter Pflanzen sowie an der Planung der Anbringung an den Fassaden und der Anlage entsprechender Beete arbeiten. Die Umsetzung ist ab Juni vorgesehen. Ein ausführlicher Überblick zum Gesamtprojekt wird im Rahmen eines Pressetermins am Donnerstag, den 26. Juni, vorgestellt. Bis dahin bitten wir um Verständnis, dass wir vorab keine weiteren Details veröffentlichen.“ In zwei Monaten. Da war ich enttäuscht.
Natürlich war es mein Fehler
Natürlich bin ich selber schuld an dieser Antwort. Ich habe ja nur um ein Interview zum Thema „Stadtplatzbegrünung“ angefragt, Das ist sehr ungenau. Ungenaue Fragen sind ein gefundenes Fressen für jede Bürokratie. Denn woher soll eine Verwaltung dann wissen, dass es beim Thema Innenstadtbegrünung nicht nur um Fassaden und Beete geht, sondern auch um Bäume? Eine gute Bürokratie kann deshalb in Fällen wie diesen antworten was sie mag. Es war mein Fehler, ich hätte explizit nach Bäumen am Stadtplatz fragen sollen, das habe ich nicht. Also reicht Fassadenbegrünung als Antwort, und Klima-Insel natürlich.
Aber Bäume gehören halt auch dazu. Unsere Innenstädte sind im Wandel, klimatisch, geschäftlich, bevölkerungstechnisch. Gastronomie wird stärker, leerstehende Immobilien sollen wieder zu Wohnungen werden, und es wird immer heißer. Das alles geht nur dann richtig zusammen, wenn die Aufenthaltsqualität steigt. Bäume sind dabei ein wichtiger Teil.
Bäume sind echte Abkühlfaktoren. Eine steinerne Innenstadt wäre dann um drei, vier Grad kühler. Es ist ein Unterschied, ob ich im Gäubodenhof oder Seethaler unter einem Sonnenschirm sitze und 32 Grad um mich habe, oder unter einem Baum und es sind 29 Grad. Stellen Sie sich vor, die Kastanien am Stadtturm würden zu zwei Kastanienbaum-Reihen Richtung Dreifaltigkeitssäule. Wäre das kein Gewinn?
Zweireihig zur Dreifaltigkeitssäule: Ist das nicht vorstellbar? Foto: Engel
In diesen Tagen, bei um die 25 Grad, ist der Theresienplatz voll, fast jeder Sitzplatz ist besetzt. Aber im Juli? Bei 33 Grad? Sie werden auch in diesem Sommer erleben, wie dann die Frequenz abnimmt. Es wird zu heiß.
Wo ist die Schwierigkeit?
Es ist eben ein Unterschied, ob man unter einem Sonnensegel verdampft oder einigermaßen frei unter Bäumen atmet. Aber geht das denn überhaupt? Wäre das machbar? Könnte man am Stadtplatz größere Bäume einpflanzen? Kastanien zum Beispiel? Andere Arten? Und hat der Denkmalschutz dazu eine Meinung, und wenn ja, welche? Oder würde der Himmel einstürzen, wenn man das täte?
In Landshut ist man der Meinung, dass der Himmel einstürzen würde. Vor etwa 30 Jahren hat die Landshuter Zeitung eine Fotomontage veröffentlicht: Die Landshuter Altstadt mit Bäumen. Der Aufschrei war riesig: Gotische Altstadt! Nie waren hier Bäume! Die alten Goten wollten nur Stein, Stein, Stein! Eine Orgie an Ausrufezeichen wäre nötig, um der damaligen Empörung des konservativen Landshut Ausdruck zu verleihen. Sie verstehen: Sie wollten keine Bäume. Die Historie. Das Erbe der Ahnen. Der Denkmalschutz.
Ein dummes Argument. Bäume schaden nicht den Fassaden, und sie machen sie auch nicht unsichtbar. Eher im Gegenteil: Eine Fassade, die zu etwa einem Drittel von Bäumen verdeckt wird, wird aufregender. Sie wird interessanter. Sie gewinnt. Wo also ist die Schwierigkeit? Warum gibt es dieses Thema seit vielen Jahren, und es geschieht absolut gar nichts in diese Richtung? Das sind einige der Fragen, auf die ein Interview Antwort geben könnte, wenn es denn ein Interview gäbe.
Alles Klein-Klein außer Herr
In der Städtischen Wohnbau (WBG) hängt eine Skizze aus der Fußgängerzonen-Planungszeit. Und siehe da: Es sind Bäume darauf, zweireihig, groß. Vor über 40 Jahren bereits hat der Architekt Frieder Herr erkannt, dass Bäume in einer Innenstadt wichtig und möglich sind. Das war echte Weitsicht. Und was ist seither geschehen? Nichts.
Alles, was bisher geschah: Ein paar mickrige Robinien, ein bisserl Sprühnebel, ein bisserl Klima-Insel am Ludwigsplatz. Alles Klein-Klein.
Hey, Straubing, trau dich doch! Werd’ einfach schnell, lass dir nicht noch einmal 42 Jahre Zeit für ein paar Bäume, und wenn jemand fragt, sag’ nicht „In zwei Monaten ist Pressetermin“, sondern mach gute PR. Erkläre dich dann, wenn du gefragt bist. 13 000 Euro übrigens soll allein dieser Wicht von einer Insel gekostet haben.