Und jetzt das Positive
Sonne weg, Kleinschirm weg: Wie schön ist das denn? Foto: Engel
„So“, sagt die Wirtin, „etz hab ich de neuen Sonnenschirm‘ kauft.“ Sie schaut erleichtert, ich schau erstaunt. „Wie, etz?“, frage ich erstaunt, „De neuen Sonnenschirm‘? De habts doch vor mehr als a Woch‘ scho kauft? Vom Aldi, 7,99 pro Stück?“ Da sagt die Wirtin: „O mei.“ Und dann erklärt sie den Sachverhalt: „Hab ich ja auch. Weil ich mir denkt hab, für den Rest der Saison langen die Aldi-Schirm‘ leicht. Aber da war ja jeder Zweite scho‘ nach dem ersten Mal Hernehmen kaputt.“
Also, so berichtet die Wirtin, ist sie in den Osten gefahren, nämlich zum Wanninger. Einen einzigen Schirm in Beige hat sie da gefunden, und der hätte 79 Euro gekostet, und außer dem Einen war kein Anderer mehr in Grau oder Beige da: „‘Einer hilft mir eh nix’, hab ich mir gedacht“, berichtet sie weiter, „und bin weiter zum Baumarkt. Und da hat’s dann jede Menge grüne und rote geben. Aber keinen beigen Schirm mehr.“
Da war guter Rat teuer. Es muss ja Beige sein, oder Grau oder Weiß, so wie die großen festinstallierten Grauschirme am Stadtplatz halt auch. Grüne und rote kleine mobile Zusatzschirme gehen ja gar nicht mehr. Seit Wochenbeginn muss das so sein, sonst droht ein Bußgeld. Was also tun? Sie ist durch die Stadt zurückgefahren und hat ihr Glück an einer Stelle versucht, die es bald nicht mehr geben wird: im BayWa-Baumarkt im Westpark.
Gutes Timing
Und was hat dieser Markt tatsächlich auf Lager, ausgerechnet dieser? Schirme, und von der Farbe her Beige, 44,99 pro Stück! Die Freude war groß, die Erleichterung auch, und die Gefahr eines Bußgelds war weg, dank dieses Baumarkts, und angesichts der Geschichte dieses Baumarkts ist das doch fast schon ironisch. Drei solcher Schirme waren noch da, sie hat sie alle gekauft, und jetzt ist der Stadtplatz am Gäubodenhof hoffentlich auch im Amts-Sinne ausreichend beschirmt, obwohl sie auch einen vierten mitgenommen hätte.
Was lernen wir daraus? Man muss auch das Positive sehen; das ist es, was wir daraus lernen. Weil ja in der Causa Sonnenschirm das Ordnungsamt im Verbund mit dem Denkmalschutz etwas Gutes bewirkt, wenn es gegen Farbe an Sonnenschirmen vorgeht und mit einem Bußgeld droht. Denn man soll den lokalen Handel ja stärken als Stadt, und es ist nachweislich so, dass der lokale Sonnenschirmhandel von dieser Drohung profitiert. Die Stadt stärkt den lokalen Sonnenschirmhandel, und das ist das Gute. Das ist doch positiv.
Positiv ist auch das Timing des Ordnungsamts: Es ist gerade noch rechtzeitig vor Schließung des BayWa-Baumarkts tätig geworden, und positiv ist ferner, dass es ausgerechnet dieser Baumarkt war, der - quasi in letzter Minute - hier helfen und damit seine nicht mehr lang währende Existenz ein Stück weit hat rechtfertigen können.
Warten auf Mittwoch
Und noch etwas ist positiv: Stadtrat Johannes Spielbauer (Linke), hat vor einer Woche per E-Mail eine Anfrage ans Ordnungsamt gestellt und um Mitteilung gebeten, „auf welche rechtliche Grundlage sich die Vorgabe stützt, wonach Sonnenschirme in der Gastronomie am Stadtplatz eine bestimmte Farbe und Größe aufweisen müssen.“
Man möchte meinen, eine solche Anfrage sei mit Links zu erledigen. Es ist ja nur eine einzige Frage, die sich außerdem auf einen derzeit sehr aktuellen Vorgang bezieht, mit dem sich das Amt eh grad beschäftigt. Aber so einfach ist das nicht. Die Antwort war auch nach einer Woche nicht da.
Spielbauer hat am Dienstag deshalb erneut ein Schreiben geschickt. Und jetzt kommt das Positive: „Für eine Rückmeldung habe ich mir den 23.07.2025 notiert“, schreibt Spielbauer. Einem fristsetzenden Amt selbst eine Frist zu setzen, hat Witz, ich muss da grinsen. Am kommenden Mittwoch läuft diese Frist aus, und eine Frist von insgesamt zwei Wochen für solch eine Frage finde ich außerdem fair: Das ist doch auch positiv. Am Freitag, sagt der Wetterbericht, kommt wieder die Sonne raus. Irgendwie ist das auch ziemlich positiv.