Highlight der Woche: Herpich

Das Böse ist immer und überall: Was trägt der Mann innen im Trenchcoat? Das ist doch Wurst.

Mein Highlight der Woche ist Adolf Herpich, kein anderer. Man denkt ja, man hat alles gehört, wenn’s um den Fischstand geht, ich war in der Wirtschaftsausschuss-Sitzung zum Fischstand, ich war in der Sondersitzung, ich habe Stadträte Fragen stellen gehört, die erstaunlich waren: Ob der Fischstand auch bei Regen auf hat und auch bei Schnee, ob er im Winter Glühwein verkauft (nein, weil’s ein Fischstand ist), und 0b er den Fisch auch am Freitag noch frisch ist. (ja, weil kein Mensch Nichtfrischfisch kauft).

Nach der zweiten Sitzung denkst du: Okay, jetzt ist alles gefragt, und zwar doppelt und dreifach; der Hauptausschuss wird’s jetzt noch zur Kenntnis nehmen, dann ab in den Stadtrat, und du sparst dir den Gang in den Hauptausschuss. Das war komplett falsch gedacht, und ich habe bereut. Und dann habe ich gedacht: Gut, dass es das Tagblatt gibt.

Im Tagblatt habe ich diese Woche gelesen, dass im Hauptausschuss wirklich noch einmal alles gefragt worden ist, was in den Sitzungen vorher schon durchgekaut worden ist. Ich hab’ echt lachen müssen beim Lesen. Sie sind wirklich sehr gründlich im Stadtrat, hab ich gedacht, sie hinterfragen bis zum geistigen Vollkollaps. Und am besten ist Dr. Adolf Herpich. Er ist der Superstar des gründlichen Hinterfragens.

„Wolle lieber Leberwurst kaufe?“

Im Hauptausschuss hat er einen ganz neuen Aspekt eingebracht. „Herpich“, lese ich im Tagblatt, „zeigte sich auch argwöhnisch, ob nicht ‚unter der Theke` doch Wurst verkauft werde.“ Vor Lachen bin ich innerlich kollabiert.

Ich kann nicht mehr anders: Seit ich das gelesen habe, stelle ich mir den Andreas Schinharl vor, wie er hinter der Fischtheke steht, in einen sehr weiten Trenchcoat gehüllt. Und vor ihm ein Kunde, der gerade fragt: „Ham Sie heut Thunfisch, Herr Schinharl?“

Schinharl wird sich zusammen mit Kathi Mayer, der Donaufischerin, um diesen Fischstand bewerben, aber wenn ich Herpich richtig verstehe, steht Schinharl der Sinn gar nicht nach Fisch. „Was wolle mit Fisch?“, raunt Schinharl deshalb dem Kunden verschwörerisch zu, „wolle nicht lieber Leberwurst kaufe?“

Herpich deckt den Geheimplan auf

Und Schinharl öffnet, argwöhnisch um sich blickend, den weiten Trenchcoat; und innen im Trenchcoat hängen Leberwurst, Blutwurst und zwei ganze Parmaschinken, und ihr Duft ist sensationell. „Nicht teuer heute“, raunt Schinharl dann dem Kunden ins überraschte Ohr, „Sonderangebot. Schinken von Laster gefalle. Und Leberwurst auch.“ Und der hilflose Kunde, ausgeliefert dem gesetzlosen Treiben des wurstbesessenen Nichtfischhändlers, greift zu.

Und während der Schinharl suchend um sich blickt, ob nicht irgendwo, hinter einem der zahlreich nicht vorhandenen Bäume vielleicht, der strenge Marktsheriff Herpich lauert, mit Fernglas und Richtungsmikrofon und im Bemühen, das verbotene Treiben des kriminellen Fischstand-Betreibers endlich auffliegen zu lassen, füllt Kathi Mayer heimlich das Regal unter der Theke mit Mortadella, Weißwurst und Bifi auf, und sie wirkt dabei fröhlich, weil ihr als Donaufischerin ja der Fisch völlig Wurst ist und sie am Wurstverkauf viel mehr Interesse hat.

Bis beide dann merken, dass der Kunde vor ihnen in Wahrheit kein Kunde, sondern der tüchtige Marktsheriff Herpich ist, der undercover am Fischstand steht und den Geheimplan von Mayer & Schinharl jetzt aufdeckt. Da vergeht den beiden das Lachen, und tief befriedigt ruft der Marktsheriff Herpich: „Mein Riecher war richtig! Der Fisch ist Wurst!“ Und dann zieht er weiter zum Kaffeestand, um zu untersuchen, ob der nicht heimlich Tee verkauft und dafür die Teestube Kaffee, denn das Böse ist immer und überall.

In Herpichs Fußstapfen

Ehrlich, diese Vorstellung ist mein Highlight der Woche, und vielleicht auch das Highlight von Adolf Herpich. Okay, das ist so dermaßen dämlich, dass es im Grunde schon ehrverletzend ist. Aber warum nicht? Warum nicht einfach lustig drauflos vermuten? Und wissen wir wirklich, ob beim Metzger Dreier im Stadtturm nicht etwa ein schwunghafter Thunfisch-Steak-Handel unter der Theke läuft? Das muss überprüft werden und ich hätte einen Vorschlag, von wem.

Aber das Allerschönste ist ja: Adolf Herpich fragt alles, was er im Hauptausschuss fragt, im Stadtrat noch einmal. Das ist immer so. Er ist berühmt dafür. Ich glaube, der Erfinder des Alles-immer-wieder-und-wieder-und-je-absurder-je-besser-Fragens ist Adolf Herpich.

Ich glaube ferner, damit ist Herpich das große Vorbild und das Idol vieler Stadträte Straubings. Einige wollen ganz offensichtlich und mit aller Macht in seine Fußstapfen treten, denn das Immer-wieder-das-Gleiche-Fragen hat sich in Straubing jedenfalls durchgesetzt, zumindest beim Fischstand. Und deshalb werde ich, wenn ich will, die Wurstfrage und auch alles andere am Montag im Stadtrat noch einmal selber hören können. Es wird ein Super-Start in die kommende Woche. 

Bitte beachten Sie auch diesen Link: https://www.youtube.com/watch?v=c7BIT7UKEwQ

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