Grundl tritt an

Erhard Grundl will bei der Oberbürgermeister-Wahl im nächsten Jahr antreten. Das erklärte Grundl am Samstag auf einer Versammlung der niederbayerischen Grünen im Sommerkeller. Zuvor war Grundl von seiner Partei für seine achtjährige Arbeit im Bundestag geehrt und als MdB verabschiedet worden. Grundl war zwei Perioden als Abgeordneter im Bundestag, zuvor war er Vertriebsmanager in der Musikindustrie, am Wahltag wird er 63 sein. Offiziell nominiert wird der Kandidat der Grünen in der Aufstellungsversammlung im September.

Erhard Grundl, wenn man nach acht Jahren freiwillig aus dem Bundestag geht und dann als OB kandidiert, drängt sich die Frage auf: Warum?

Erhard Grundl: Ich hab‘ ja in den acht Jahren im Bundestag immer auch Straubing nach vorne gestellt. Ich hab‘ hier geheiratet, ich hab ein Haus gekauft, meine Kinder sind hier aufgewachsen. Straubing hat so viele Sachen, die man Straubing nicht zutrauen würde. Und ich glaube, dass Straubing auch viele Chancen hat, die nicht aufgegriffen werden.

Was sind das für Chancen? Was ist das, wo Sie sagen, das würde ich besser oder zumindest anders machen?

Grundl: Vieles ist ja positiv gelaufen unter Markus Pannermayr, zum Beispiel die Entwicklung bei der Hochschule. Es ist auch so, dass man gern seinen Reden gelauscht hat, auch auf dem Volksfest. Obwohl beim Volksfest natürlich schon das erste Problem kommt. Das ist ja im letzten Jahrzehnt immer mehr zu einer CSU-Kreisversammlung geworden, wo es ein Freibier im politischen Moshpit gibt. Ich glaub, dass Straubing auch beim Volksfest mehr Bürgernähe haben könnte.

Wie schaut das dann aus?

Grundl: Zum Beispiel ein Rahmenprogramm bei der Eröffnung, das nicht zu 100 Prozent von Parteipolitik geprägt ist. Weil der ursprüngliche Ansatz, dass der Eröffnungsredner etwas mitbringt, ist ja schon lang ad absurdum geführt. Wenn ich allein das Karmelitenkloster anschau, wo ja überhaupt gar nichts mehr weitergeht, dann zeigt sich da doch: Das sind doch alles nur noch Sprechblasen. Und da läuft dann die Zeit davon, wenn man sich andauernd mit Sprechblasen aufhält.

Karmelitenkloster, was noch? Wo wären noch Punkte, bei denen man einen anderen Schwerpunkt setzen sollte? Es gibt ja auch Leute, die sagen, es herrscht eine gewisse Stagnation in Straubing.

Grundl: Dem Satz würde ich zustimmen. Es ist natürlich immer schwierig zu sagen, ich würd das und das besser machen. Aber ich hab andere Vorstellungen.

Zum Beispiel wo?

Grundl: Zum Beispiel Die ‚liegende Acht‘ für St. Nikola (der Planungsentwurf für das neue Heim, Anm. d. Red.) halte ich nicht für realistisch. Man könnte schneller zum Ziel kommen, wenn man realistisch an die Sache herangeht. Oder das Paradebeispiel, das Rathaus. Das dauert viel zu lange, und das kostet die Stadt richtig Geld, allein die Mieten für die Büroflächen überall in der Stadt. Da muss man einfach zügiger rangehen. Das heißt nicht, dass ich glaube, dass alles auf die lange Bank geschoben wird. Aber ich glaube, dass die Idealisierung von bestimmten Lösungen da behindert. Das meine ich mit ‚realistischer rangehen‘. Da hätte man bei Nikola Bäume sparen können und beim Rathaus Geld.

Stichwort Bäume, und zwar am Stadtplatz: Da werden jetzt um das kommende Wasserspiel vier Bäume gepflanzt. Da vertritt diese Website die Auffassung; das ist viel zu wenig.

Grundl: Ich schätze ja die Website, auch wenn ich nicht viel davon halte, wenn hier von KI ein Bild kreiert wird, das gar nicht anwendbar ist auf den Stadtplatz –

- Dieses KI-Bild zeigt eine zweireihige Bäume auf dem Stadtplatz und entspricht damit in etwa dem, was der Architekt der Fußgängerzone vor über 40 Jahren gezeichnet hat. Das ist nicht anwendbar?

Grundl: Es ist eine gute Anregung.

Und genau so, als Anregung, als Idee, steht es im Text zu dem KI-generierten Bild.

Grundl: Ich will das auch nicht abwerten. Im Gegenteil: Ich glaube, dass wir auch andere Formen von Bürgerbeteiligung finden müssen; eine Form, die nicht bloß als Pressekonferenz der Stadtspitze endet. Wir brauchen Diskussion, und wir brauchen auch Widerworte, und nicht alles gleich abtun.  

Natürlich müssen wir dem Klimawandel begegnen, natürlich brauchen wir Bäume, so viel es nur geht, und auch Sonnensegel.  Wir müssen alle Register ziehen. Ich prophezeie: Wenn unser Stadtplatz sich so entwickelt, dann werden wir alle Chancen haben, auch im Tourismus.

And now for something completely different, wie es bei Monty Python heißt: In Würzburg ist zum ersten Mal in Bayern ein Grüner zum Oberbürgermeister gewählt worden. Das ist für die Grünen einerseits schön. Nicht ganz so schön dürfte sein, dass der Grüne Kandidat  seinen Wahlkampf weitestgehend ganz bewusst unter Verzicht auf seine Partei geführt hat. Was sagt uns das?

Grundl: Ich kenn den Martin Heilig schon lange, er war 2016 ein Mitbewerber um einen Platz auf der Landesliste zum Bundestag, ich habe mich durchgesetzt.  Es ist klar, dass die Grünen aktuell keine Konjunktur haben. Das Grünen-Bashing trägt weit. Ich glaube, dass der Martin das sehr gut gemacht hat, indem er sich und seine Überzeugungen nach vorne gestellt hat. Ich bin und bleibe ein Grüner, der fürs Eishockey in Straubing ist und der beim Eishockey auch noch deutliches Entwicklungspotential sieht. Und man wird im Wahlkampf merken, dass wir deutlich über die Parteigrenzen hinausgehen, ohne das Grünsein zu verleugnen.

Zum Schluss: Was sind die drei wichtigsten Zukunftsthemen für Straubing?

Grundl: Definitiv den Klimawandel für die Stadt erträglich zu machen mit Bäumen in der Innenstadt.

Gibt’s da eine Zahl? In Neumarkt haben sie bei ähnlichen Stadtplätzen über 60 Bäume.

Grundl: Ich würde sagen: Zu den vier um das Wasserspiel noch einen Nuller dranhängen. Es nutzt ja nix, da ständig umeinander zu lavieren. Ich glaub, 40 Bäume am Stadtplatz kann man machen, und grad für den Einzelhandel ist das auch wichtig. Und als Zweites: Die Wirtschaftskraft erhöhen, um auch junge Leute in Straubing zu halten. Die Bedingungen für Start-Ups optimieren. Wirtschaftskompetenz kann sich nicht darin erschöpfen, dass man Firmen besucht und dann schöne Bilder für die Zeitung macht.

Und das dritte Thema?

Grundl: Da würde ich gesellschaftliche Teilhabe sehen, und da geht’s dann los mit Wohnraum. Und man muss sehen, dass die Stadt aus 49 000 Menschen besteht, und nicht nur aus den Paar hundert, die zu Versammlungen gehen. Und man muss auch dahin gehen, wo es unangenehm wird.

Erhard Grundl, Danke für das Gespräch.

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